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REVIEWS GROOVES & BEATS


 

V.A. – Tropicalia (A Brazilian Revolution in Sound) Soul Jazz Records 2xLP/CD
Bossa goes Acid

Die musikalische und kulturelle Bewegung Tropicalia, die im Jahr 1968 ihren Höhepunkt erreichte, stellte nachhaltig die brasilianische populäre Musiklandschaft auf den Kopf. Schräge elektronische Gitarrenriffs, avantgardexotische Geräuschkulissen und popkulturelle Euphorie bescherte dem perkussionsträchtigen brasilianischen Musikhumus wild und fett wuchernde Grooves in halozinogen Farbspektren. Zu bunt und gefährlich für die seit 1964 herrschende Militärdiktatur, die schon allein in der Ablöse der akustischen durch die elektronischen Gitarre den Untergang sämtlicher nationaler Traditionen und Werte befürchtete. Ein Putsch der Hardliner im Militär und die Verhaftung der Tropicalia-Protagonisten Caetano Veloso und Gilberto Gil im Dezember 1968 setzte der Bewegung ein jähes Ende. Veloso und Gil emigriertren für zwei Jahre ins nebelige Londoner Exil. Musikalisch erinnert vor allem Velosos "In London" Album an diese Zeit. Die darauf gepresste Nummer „Maria Bethana“ (Velosos Schwester die in Brasilien blieb) ist wohl einer der schönsten und gleichzeitig abgefreaktesten Exilballaden der Popmusikgeschichte und hätte als Epilog wunderbar auf die Compilation gepasst. Dass die tropicalistische Entwicklung letztlich einen immensen und unauslöschlichen Einfluss auf die Entwicklung der brasilianischen populären Musik hatte, beweist nicht nur der Umstand, dass Gilberto Gil inzwischen brasilianischer Kulturminister ist, sondern lässt sich insbesondere in Brazil-Funk und Soul wiederfinden. 1969 widmete der in Brasilien verbliebene Jorge Ben sein neben dem Funkklassiker "Àfrica Brasil" wohl bestes Album unverkennbar den Tropicalisten. Die daraus ausgekoppelte Nummer „Take It Easy My Brother Charly“ zählt zu dem feinsten, was der Altmeister geschrieben hat. Jorge Ben gehörte nicht direkt der Tropicalia Bewegung an und war aufgrund seiner Bossa Hymne „Mas Que Nada“ ein kleines nationales Denkmal. Den eigentlichen Kern bildeten neben Gil und Veloso vor allem die schwerpsychedelischen und auf der Compilation mit vier Nummern, vertretenen Os Mutantes, Gal Costa und Tom Ze. Sie stammten alle aus der nordbrasilianischen Provinz Bahia, wo die Bewegung ihren Anfang nahm. Das Tracklisting der Compilation ist durchaus gelungen, kann jedoch nur einen ersten Eindruck vermitteln, da viele Nummern fehlen. Diese auch nur annähernd aufzuzählen würde den Rahmen einer Rezension sprengen. Vielmehr sei der Interessierte auf die entsprechenden Alben der Protagonisten von 1967 bis 1970 verwiesen, die alle ungeschaut gekauft werden können und sollten. Meinen persönlichen Favoriten, und gleichzeitig die Nummer die meine große Affinität und Liebe zur populären brasilianischen Musik begründete, „Queremos Guerra“ von Jorge Ben, Gilberto Gil und Caetano Veloso, muss allerdings noch erwähnt werden. Das Stück stammt meines Wissens von einem Auftritt vom 18.11.1968 im Rahmen des IV Festival de Música Popular Brasileira im Teatro Record Central in São Paulo, scheint aber nicht veröffentlicht worden zu sein (Sollte jemand anderem dazu etwas bekannt sein, bitte mich wissen lassen !!!). Als Bonus Track ist sie jedenfalls auf der CD-Ausgabe des 1969 Gilberto Gil Albums zu hören. Fazit: Gelungener Einblick in eines der interessantesten Kapitel der brasilianischen Popkulturgeschichte“ (dp)



                   

 

Addison Industries - On The Moon
Unique 7”/MCD
Reunion der Acid Jazzer

In den frühen Neunziger Jahren sorgte die Acidjazz-Partie Corduroy mit imaginären Agenten-Soundtracks wie High Havoc für Furore. Mit ihren funkigen Spyjazz Grooves definierten sie neben Größen wie James Taylor Quartett maßgeblich den Label Sound. Den Düsseldorfer Label Unique ist jetzt eine kleine Sensation gelungen. Unter dem unscheinbaren Firmennamen Addison Industries marschierten die Addison-Brüder Ben (Schlagzeug, Gesang) und Scott (Orgel, Gesang) erstmals nach Auflösung von Corduroy wieder gemeinsam ins Studio, um einen neue Single einzuspielen. Das Firmenprodukt kann sich hören lassen. Bossagebräunt und mit bestem Entertainercharme flitzt die Scheibe auf latin-frisierten beats dahin. Aus dem ursprünglich für Louie Austen geschriebenen „On the Moon“ designten die Ex-Acidjazzer einen funky Pop-Swinger mit spacigen Soundsprenkel und retroesken John Barry Flair. Bitte mehr davon! (dp)



                   

 

V.A. Kent’s Cellar of Soul Volume 2
Kent CD
Inselschrulligkeiten & Northern Soul

Spleens und Exzentriker gehören zu England wie Minz-Sauce, Regen und die Northern Soul Szene. Letztere Einrichtung zeichnet sich bisweilen ebenfalls durch nicht nachvollziehbare Absonderlichkeiten aus, die mit dem Hang der Briten zu Schrulligkeiten bestens harmonieren. Diesem Umstand ist es zu verdanken, dass einer der betagteren britischen „Soulforscher“ nunmehr auf die Idee verfiel, Soulnummern zu kompilieren, deren wesentlichstes Merkmal ist, dass sie bereits zu ihren Erscheinungszeitpunkt einen Bezug zur Insel hatten. Alle auf der Compilation enthaltenen tracks wurden somit bereits in den Sixties auf englisches Vinyl gepresst, haben es mit Erscheinen zu nationalen Pop Charts Ehren gebracht oder sind zumindest irgendwann in den Sixties auf den Plattenteller eines englischen Club oder Radio DJs gelandet. Quasi Soulpatriotismus. Dementsprechend hoch ist auch die Klassikerdichte mit Krachern wie „Let’s Cope a Groove“ von Bobby Wells, „Earthquake“ von Bobbi Lynn, oder etwas smooth’eren Mover wie „In A Moment“ von den Intrigues oder „It’s Got To Be Mellow“ von Leon Haywood. Dazu gibt’s mit „Ready, Steady Go“ von Prince and Princess als Bonus einen waschechten Bugalu-Stomper. Für einen wunderschön balladigen Ausklang sorgt AL Greens “Back up Train” und „The Beginning of my End“ von den Unifics. (dp)



                   

 

V.A. – Explosivos! Deep Soul from the Latin Heart
Vampi 10x7“ Boxset/CD
Bugalu Party von Vampi

Latin Soul schlug Mitte der 60er Jahre im New Yorker „El Barrio“ wie eine Granate ein. Junge Musiker wie Joe Bataan, Harvey Averne oder Ray Baretto injizierten den vorherrschenden Mambo und Charanga Stilen eine kräftige Dosis Soul, R’n`B sowie anderer moderner Popimpulse. Der Bugalu oder Boogaloo, ein bereits Ende der Fünfziger als Guajiro bekannter Tanz, wurde der Schrittmacher der neuen Musik, und eroberte Clubs und Partys im Sturm. New Yorker Labels wie Fania, Tico, Alegre und Cotique nahmen die jungen Künstler unter Vertrag, und Altmeister wie Tito Puente adoptierten den neuen Trend in ihrem Repertoire. Vampi präsentiert in einer prächtigen 7inch Box 20 Gustostückerl aus den wilden Tagen des Bugalu Fiebers. Allen voran stehen Klassiker wie Bobby Valentines „Use It Before Your Lose it“, Tito Puentes “Hit The Bongo” oder Chollo Rivieras “Latin Soul Drive Is Here”. Aber auch etwas abgefahrenere Stücke wie der durch Hendrixsche Gitarrenwirbel psychedelektrizierte „Electric Latin Soul“-Trip von Flash & The Dynamics oder die herausragende Hispano-Pata Pata Version von Chacon begeistern. Fazit: Absoluter Party Sound in liebevoller Vinylaufmachung (dp)



                   

 

The Budos Band – Same
LP/CD Daptone Records
Starkes Debut der Afrofunker aus New York

Wer die erfrischende „Up from the South b/w T.I.B.F“ 45er der 11 Afrofunker aus Staten Island verpasst hat, kann sich die zwei Nummern nun auf ihrem Debutalbum anhören, wobei insbesondere vor „T.I.B.F“ gewarnt sei. Der Downtempo Hypnogroove mit Wechselspiel zwischen erdklaftertiefen Baritonsax und latinesken Trompeten macht absolut süchtig. Irgendwo löst der Track in mir Assoziationen zu der „More“-Specials Phase und Ghosttown aus, hängt wahrscheinlich mit der vodooesken Stimmung und den markanten Trompeten zusammen. Oder es sprechen aus mir die ersten Symptome halluzinogener Verzückung. Wie gesagt, das Ding ist nicht ungefährlich. Das Album bietet einen perfekt abgestimmten, breiten, passageweise fast orchestralen Sound (2 Trompeten, Bariton-Sax, Orgel, Bass, Gitarre, Drums und eine massive Rhythmsection mit Bongos, Congas, Tambourin, Guiro, Clave, Shekere sowie Kuhglocke). Über die Nummern hinweg ist eine verbindende Soul-Grundierung spürbar, die belebend wirkt und monotone Ausuferungen verhindert. „Sing a Simple Song“ könnte der pulsierende Titeltrack der fiktiven Krimiserie „Streets of Lagos“ sein. „Aynottchesh Yerefu“ implantiert groovigen Orgelsound in einen tiefen Rasen funkgedüngter Basslinien und Bläsersätze. „King Charles“ bewegt sich auf jazzig abgecoolten Basslinien durch tropisch wucherndes Groovegemüse und Juju-Suspense. Die Eruptionsmasse von „Vulcano Song“ startet mit geradlinigen Breaks zum Schluss noch mal kräftig durch. Fazit: Afrofunk mit Soul, Juju und Klasse (dp)

soundclips auf www.daptonerecords.com



                   

 

V.A. - The In-Kraut
2LP/CD - Marina Records
Swingende Orchesterparty Made in Germany & Austria

Die Covergestaltung erinnert ein wenig an die Moplen Reihe von Irma, aber anstatt italienischer Coctailshaker, Cinecittabeats und Jazzgroover führt die musikalische Retroauditive über die Alpen. Wobei aber gleich Mal angesichts des großzügigen "Made in Germany" eine Anmerkung an die Marina Crew fällig wäre. Die Adoption der Glock'n als "German Mod Classic" schmeichelt zwar, Marianne Mendt ist aber immer noch Österreicherin. Gleiches gilt natürlich auch für Johannes Fehring und die ORF Big Band sowie Erwin Halletz. Neben dem auf EMI Austria produzierten österreichischen Northern Soul Evergreen "Wie A Glock'n" gibt's eine Reihe von Orchester-Klassikern wie Helmut Zacharias archegroovigen Violinedelirium "Naturally stoned" oder Peter Thomas psychedelisierter "Jumpin Jack Flash" Version. Auch Freunde obskuren Zeitgeist-Klamauks werden mit "Marihuana Mantra" von Kuno &The Marihuana Brass oder der "Molotow Coctail Party" vom Wünsch Dir Was- Paar Dietmar Schönher und Vivi Bach bestens bedient. Letzteres kommt jedoch schon etwas grenzwertig daher. Das jenseitige "Hippie Hippie" von France Gall wäre in diesem Sinn durchaus verzichtbar gewesen. Besonders empfohlen sei Heidi Brühls "Berlin", Bill Ramseys Zusammenarbeit mit den Jay Five, Bill Lawrence "Pussy Baby" sowie "Bodybuilding" von Orchester Werner Müller. Letztere Obskurität verschaffte der britischen Big Beat Partie "Bentley Rhythm Ace" 1997 Club- und kommerzielle Anerkennung. Bleibt nur noch zu der vortrefflichen Zusammenstellung sowie dem informativen und liebevoll gestalteten booklet (sämtliche covers abgedruckt !) zu gratulieren. (dp)



                   

 

V.A. - Soul On The Terraces
CD - KMHSC
Regionalliga goes Soul

Fußball und Musik kennt viele Symbiosen. Man denke nur an brasilianische Fan-Batucadas oder aber an OI-Bands wie Cockney Rejects. Auf die "War on the Terraces" Hymne der Westham-Herberts kontert der " Karl Marx Hof Soul Crew" Fanblock des Wiener Regional Liga Ost Vereins Vienna jetzt mit dem Schlachtruf "Soul On The Terraces". Und stellte auch gleich den passenden Partytrack für die Tribünen des in den letzten Jahren nicht unbedingt Erfolgsverwöhnten blaugelben Wiener Traditionsverein zusammen. Mit 100% sure shot Northern-, Modern Soul und R'n`B Krachern wie "Tainted Love", "Dont Let It Happen To Us" oder "The Only Way Is Up", die zudem in Covernotes Fan-adaptiert kommentiert werden, sollte der Aufstiegsparty nichts entgegenstehen. Und sollte es mit der Red Zac Ersten Liga doch nichts werden, bleibt immer noch die Treue zum Club, denn "A Quitter Never Wins"! Wer sich die Klassiker in Fanchorversion live anhören will, sollte das nächste Viennaspiel auf der Hohen Warte nicht verpassen. Die ideale Einstiegsdroge für Soulneulinge. (dp)



                   

 

Andy Lewis - Billion Pound Project
LP/CD - Acid Jazz/Record Shack
Rückblick nach Vorne eines Musikbesessenen

Der sympathische Brite, der in Wien bereits des öfteren an den Plattentellern zu bewundern war, hat nach einigen 45ern für Acid Jazz nun sein erstes Album produziert. Als Mitbegründer des Londoner Blow Up Clubs mit ausgeprägter Affinität für orchestrale Arrangements und Soulgrooves sowie langjähriger Blur Dj versteht er es trefflich, die einzelnen musikalischen Biotope zu verbinden. Der akribische Soundtüftler erweckt mit exzentrischer Liebe fürs Detail groovende Soundlandschaften, die seinen musikalischen Vorbildern aus den Sixties und Seventies ein zeitgemäßes Denkmal setzen. Letztere lässt er auch kräftig zu Wort bzw. Ton kommen. Die Vokalspenden lieferten Musiklegenden wie Reg King, Frontmann der britischen Soulpartie The Action (absolut fantastisch auf "Till I Lost You"!!!), Andy Ellison von Johns Children (Psychbubblegroovy auf "Heather Lane"), Curtis Mayfield Protege Keni Burke ("Love Is Alive In My Heart") sowie die funky Souldiven Bettye LaVette ( "Laughter Ever After") und Lolletta Holloway ("Devastated"), die Northern Stomper The Exciters ("Soul Chancer") und Zeitgenossen wie Soulhooligan Dave Jay ( "Looking Up, Looking In"). Dazu zauberte Lewis mit Bläsern, Bongos, Glocken, Harpsichord, Hammond, Vibraphon und Fanfaren maßgeschneidert verspielte Arrangements aus den Ärmeln. Das Album hebt ab mit der kräftigen bläsergetragenen Schubkraft des Orchestral- Instrumentals "The Secret Life Of AJ Lewis", führt über Hammondfunk Puncher ("8 Billion Pound Project") und stattliche Soulausblicke ("One By One", "See You There", ) zur sanften Landung mit einem popig verklärten "When It All Goes Wrong" an. Fazit: ein Höhenflug des sympathischen Perfektionisten. (dp)



                   

 

V.A. - The Wants List 2
2LP/CD - Soulbrother/Record Shack
Smoth und mellow abgegroovte Soulschmeichler mit Gütesiegel 1A

Welcher Platten-Sammler arbeitet nicht ständig an seiner Platten-Wunschliste herum. Die Jungs (und Mädels?) von Soulbrother haben diesen Umstand zu einem eigenen Compilation-Konzept umfunktioniert. Als Adressaten solcher Wunschlisten haben sie die am häufigst nachgefragten Titel inzwischen bereits in einer zweiten Kompilation zusammengefasst. Die in diesem Sinne wirklich das Attribut "populär" verdienende Zusammenstellung basiert allerdings auf zwei Einschränkungen. Sie umfasst lediglich Produktionen aus dem rare Soul-Groove Bereich der 70er, 80er und 90er, wobei der Schwerpunkt diesmal auf 2-Steper und Soulballads gelegt wurde. Dieses vergleichsweise eher unpopuläre Genre kann aber einiges. Egal ob zum entspannten Abshaken, abcheckenden Antanzen oder mehr oder weniger offenen Tanz mit dem jeweiligen Partner sind smooth groovende Nummern wie "All I Want Is You" von den Four Flights, das unaufdringlich bestimmte "Let Me Be Your Pacifier" von Garland Green oder das süßlich lamentierende "Unwanted Company" von Jeanny Reynolds geradezu geschaffen. Und da der selektive Geschmack von akribischen Sammlern auch in der Regel ein hohes Maß an Qualität verspricht, kommt auch der Feinspitz nicht zu kurz. So können schon prickelnde Schauer auftreten, wenn Isaac Hayes seinen ehrwürdigen Bass zu "A Few More Kisses To Go" anhebt. Aufgrund der erstklassigen Auswahl und Zusammenstellung ist es schwer highligts hervorzuheben. Exemplarisch seien noch Ruth Copelands "Heaven", Denise Lasalle's "When We're Making Love", das ein wenig disco-schräge "Oops! Here I Go Again!" von Edna Wright, "It's Got To Be Mellow" von Leon Haywood und natürlich G.C. Cameron's "Live For Love"erwähnt. Fazit: Schwerst empfohlen! (dp)



                   

 

V.A.: The Return Of The Funk Soulsisters
2LP/CD - BGP/Record Shack
Starke Hommage an die Königinnen des Funk

Die BGP Superfunk Reihe würdigt zum zweitenmal das Erbe der Sängerinnen, die James Brown's mans world inklusive kreischender Stimme alt aussehen lassen. Bereits die erste Nummer "Love Addict" von Honey and the Bees, gibt mit einer Mischung aus Soul-deepen Vocals und dynamisch-druckvollen Sound die Richtung vor. Vorsicht diese Bienen stechen. Mit leicht latinesken Arrangements haut Jackie Moore bei "Who Told You" auf den Putz. Etwas smoother legt Patti Jo ihre vocals über die streicherversetzten aber bestimmten Basslinien im Bongogroove von "Ain't No Love Lost". Neben Bongos spielen Latin-funky flutes den abgeklärten vocals von Tommy Youngs geadlinigen "Thats All A Part Of Loving Him" zu. Fett, kräftig und überzeugend auch Harolyn Montgomery's "Gotta Get Away". Für kurze Entspannung sorgt das verspielt und nahezu easy angelegte "Do You Really Want To Rescue Me" von Elsie Mae und das locker floatende "Just a Mistake" von den Ebonettes. Alles in allem eine starkbesetzte und überzeugende Kompilation von Dean Rudland. Angesichts des Themas stellt sich allerdings eine Frage: Wo bleiben die Kompilatorinnen? (dp)



                   

 

VARIOUS 45s - Frisches Groovegemüse für den Singlekoffer

Brigette - My Oh My/Star (Expansion 45)
Eli Goulart e Banda Do Mato - Sunny/Esphelo (Unique 45)
Snowboy - Lucky Fellow/Girl Overboard (Acid Jazz 45)
The Fugitives - Cantelope Rock/Musical Pressure (Doctor Bird 45)


Brigettes My Oh My führt einem nostalgisch in die Blüte der Mid-eighties zurück, wo der Postwave gefärbte Zeitgeist wieder den Groove entdeckte. Mit unterkühlter Attitude im Gepäck wandten sich Künstlerinnen wie Sade den sonnigeren Gefilden zu. Brigette spielt das selbe Spiel und läuft auf tropikalisch aufgefetteten Bossa -Rhythmen und starken back-vocals zur groovig-cooler Höchstform auf. Apropos Tropen: Eli Goulart lieferte 2001 auf Unique ein fantastisches Samba-Soul Remake des Hebb-Klassikers Sunny, dass offenbar immer noch erhältlich ist. Auch die B-Seite Esphelo wird Brazilfreunden ans Herz gehen. Snowboy, alias Mark Cotgrove, verpasste 1992 dem Leroy Hutson Song "Lucky Fellow" ein grooviges 2 Step Soul outfit, welches mit der Stimmspende von Noel McKoy sogar Eingang in die britischen Charts fand. Acid Jazz hat das "modern groovy thing" neu aufgelegt. Zum Abschluss sei noch auf ein Reggae-Cover von Hancocks Cantaloupe Island hingewiesen. Das ursprünglich1967 von den Fugitives eingespielte Jamaica-Reissue ist ein Cover-Exot, das auch jenseits von Reggae Kreisen gefallen finden dürfte. (dp)



                   

 

VA: Southern Funkin’ – Louisiana Funk and Soul 1967 – 1979
2LP/CD - BGP/Record Shack
Dirty Grooves from the Deep South

Die Compilation hält über weite Strecken was sie verspricht – rohe, geradlinige, uptempo Funk-Mover mit üppiger R’n’B Würze und aufgekratzten Vocals, die über hektisch agile Bläsersätze und fett pulsierenden Basslinien fegen. Right on ! Archetypen wie Soul Brothers Testify Part 1 von Chester Randle’s Soul Senders verraten, wo Hendrix vor seinem Pop Höhenflug seine Riffs abgeschaut hat. Massiv wuchtig und unverdünnt hämmert die Gitarre den Weg für funky grooves frei. Absolutes Highlight für mich ist aber der R’n’B-Mover „Stop“ von Camille „Lil“ Bob. Unscheinbar groovende Piano Akkorde verdichten raffiniert wuchtige Bläserrhytmen und perfekt abgestimmte vocals zu einem Maximum an soulgeladener Intensität. Solid, extrafett und groovy funkt die African Music Machine mit dem Instrumental „Black Water Gold“ in die Siebziger, um dann den flockigen Disco-backvocals der "wah wah"-bernden „Concentration“ von Dennis Landry Platz zu machen. Insgesamt ist dem Compilator Dean Rudland eine abwechslungsreiche Mischung gelungen, sieht man von den letzten Nummern ab, die die Intensität der Zusammenstellung im Abgang etwas verwässern (Wish you where here - Leroy Soileau ?!). Fazit: Soulide abgestimmte Funkkonzentration mit kleinen Abschluss-Schwächen. (dp)



                   

 

V.A. - Latin Funk Flavas
2LP/CD - Salsoul/Record Shack
Latin goes Disco

Passend zu den Rekordtemperaturen liefert die neue Salsoul-Compilation den passenden Sommer Soundtrack. Aus den reichhaltigen Archiven des Dancefloorlabels förderte Kompilator Chris Barnett exemplarische Kostbarkeiten aus den discogelifteten Latinproduktionen der Siebziger Jahre zu Tage. Und das kann sich durchaus hören lassen. Allen voran der soulbegnadete Joe Bataan mit Beispielen aus seiner meiner Ansichte nach stärksten Schaffensperiode, wie La Botella, Latin Strut und Aftershower Funk. Dreamboat-groovend sugeriert Cary Criss mit Rio De Janeiro das Jetset Flair der weiten Welt. Ein richtiges Perkussion-Delirium mit fiebernden Gitarrenriffs und flimmernden Fender-Grooves liefert Altmeister Candido mit seiner Nummer "Samba Funk". Nicht zu vergessen die lasziven Frauenstimmen im Hintergrund. Derart berauscht lassen einen die quirligen Funkgitarren und galoppierenden Bongorhythmen von "District of Columbia" nur noch tiefer ins Latin-Nirvana abgleiten. Ein intensiver Schluck Wasser gewährt einen letzten luziden Augenblick, der sich mit dem Kokos-süssen "Ritzy Mambo" vom Salsoul Hausorchester endgültig verflüchtigt. Fazit: mui rico ! (dp)



                   

 

V.A. - The Return Of Mod Jazz
CD - Kent/Record Shack
Die "Smart Classic" unter den Dancefloor-Jazz Kompilationen hat wieder zugeschlagen

Das Warten hat sich ausgezahlt. Nach einer mehrjährigen Unterbrechung wurde ein neues Kapitel der Mod Jazz Saga bei Kent geschrieben. Die Pause hat gut getan und die Freude ist umso größer. Volume 5 steht in der Qualität den Vorgängern nichts nach. Teil 5 beglückt erneut mit coolen bass und piano lines, funky getönter grooviness, latin breaks, und einen hochprozentigen Hammond Anteil. Clarence Armstrongs Hammondsound auf "The beaver" wirbelt sich im strikten Tequila Takt in die letzte Gehirnwindung. Die wuchtigen Bläsersätze von Billy Doggets Combo tragen geneigte TänzerInnen im Flug über "25 Miles" dahin, wobei die Warnung von Johnny Otis unter satten Gitarren Riffs und funky flutes nicht leichtfertig überhört werden sollte: Don't slip on the "banana peels"! Den dichten Zigarettenqualm im Kent Jazzkeller tranchieren die Hammondattacken der Dave Davani Four auf "Top of the Pops" und der uptempo bongo-swingende shouter "Sweet lover no more" von Mr. Gene McDaniels. Da die Konzentration an ausgezeichneter tracks ( Bell Bottoms von Joe Swift's Internationals, Buddy McKnight's Everytime Pt 2, Liberation der Afro Blues Quintett Plus One, Wild Bird von Googie Rene Combo, etc.) hoch und unverdünnt ist, kann ich mich nur den Rat der Swinging Tomatoes anschließen: "Get it".
(dp)



                   

 

Ann Sexton – Anthology
LP/CD - Soulbrother/Record Shack
Späte Würdigung einer außergewöhnlichen 70s Soul-Stimme

„You’ve been gone to long“ ist die erste Assoziation, die der eingefleischte Soulfan mit Ann Sexton verbindet. Die 70s Nummer gilt mit Recht als unbestrittener Klassiker auf Allnightern diesseits und jenseits des Kanals. Dennoch blieb der gewaltigen und vielschichtigen Stimme aus Carolina, wie so vielen anderen Soul-Sängerinnen, der große Erfolg verwehrt. 1979 zog sich die Künstlerin aus dem Musikgeschäft zurück. Viel zu früh, wie das auf der Soulbrother Compilation zusammengetragene Material beweist. Auf Funk-Movern , 70’s Mid-Groovern und Deep Soul Einschmiegern gibt Sextons nuancenreiche und perfekt akzentuierte Stimme beeindruckend den Ton an. Meine erste bewusste Bekanntschaft mit Ann Sexton erfolgte über die Single „I still love you“. Seither zählt der Hammond-grundierte Funkjazz-Mover zu den Top Ten meiner persönlichen Club-Soul Favoriten. Höchste Zeit also für eine Rückschau auf das Werk einer viel zu lange unterbewerteten Soul-Stimme.(dp)



                   

 

VA. – Crossoverflavas
2LP/CD - Salsoul/Record Shack
Disco mit Soul-Qualitäten

Den Untertitel „When Northern Soul meets Disco” hätte man
sich sparen können. Aber ohne das Etikett „Northern Soul“ als Pawlowschen Köder für das Insel-spezifische Zielpublikum scheints nicht zu gehen. Wer sich von Skip Mahoneys Heuler „Janice“ als erste Nummer nicht abschrecken lässt, und ausgetüftelt überdimensionierte Produktionsspielereien sowie süßlich bis schmachtenden Gesang auf höchsten Niveau zu schätzen weiß, ist mit der Kompilation gut beraten. Die zarte Raffinesse von Carol Williams Stimme auf „You’re so much a part of me“ lädt zum Dahinschmelzen ein. Physische Konsistenz ist spätestens bei dem klassischen feeling-good-Mover „Beware, she’s Pulling my strings“ von Flashlight zum Abtanzen wieder gefragt. True Example gibt mit „Just as long as you love me“ beim Wort genommen ein wahres Beispiel für tiefgängige vocals.

Fazit: Über weite Strecken eine ansprechende Kompilation von Eddie Piller. (dp)



                   

 

V.A. - thatswhatfriendsarefor
CD - Jazzman/Record Shack
Dritter Teil der „Rare Groove on 45“- Saga

Jazzman Singles sind vom Rare Groove Markt nicht mehr wegzudenken. Die Auswahl der Jazz, Soul und Library Nummern mit Seltenheitswert geht bisweilen an meinem persönlichen Geschmack vorbei, spricht aber für die ausgewogene Vielfalt des Labels. Die Strategie, rares Groove-Material auf klassisches 7inch Format neu zu pressen, verdient ja eigentlich eine wissenschaftliche Subventionsförderung, zumindest aber eine dicke Anerkennung. Für alle, die kleine Silberlinge bevorzugen, hat Jazzman eine Auswahl des jährlichen Single-Materials kompakt auf einer CD zusammengestellt.

Highlights wie der Disco-luftige Titeltrack von Madeline Bell, France Galls Bossapop-Klassiker Zoi Zoi, oder Deirdre Wilson Tabac’s cool uptempo-swingender Jazz-Groover „I can’t keep from crying sometimes“ sorgen für einen glatten furiosen Anfang. Nachher wird’s dann ein bisschen grobkörniger, aber durchaus sehr delikat, wie nicht zuletzt der fett Percussion’ ierte Hammond-Shaker „thema de soninha“ von Irp-3, oder das orchestral abgegroovte Gospel-Teil „the church is within us, oh lord“ von Kent Schneider beweisen.

Essentiell für den CD-orientierten Rare Groove Ästheten (dp)



                   

 

James Carr - The Complete Goldwax Singles (Kent/Recordshack)
How deep is deep?

James Carr gilt zurecht als eine der Fixgrößen im Soulsänger-Pantheon. Mit seiner vielschichtigen, nuancenreichen und charismatischen Stimme taucht er durch die emotionsschillernden Tiefen seiner Deep-Soul-Songs.
In Mississipi geboren kultivierte er sein künstlerisches Talent bereits früh im Gospel Chor. Zwischen 1964 und 1970 spielte er 14 Singles für das in Memphis angesiedelte Goldwax Label ein, die zur Gänze auf der neuen Kent-CD zu hören sind. Bei Goldwax avancierte er rasch zum Vorzeige-Star.
Verglichen mit Major-Künstlern der damaligen Soulszene, wie Otis Redding oder Jackie Wilson, hielt sich sein kommerzieller Erfolg jedoch in bescheidenen Grenzen.
Nichtsdestoweniger bescherte er dem Northern Soul Floor mit seinem slow tempo Klassiker "The Dark End of the Street" eine der eindrucksvollsten und stimmigsten Balladen überhaupt. Einfach wunderschön.
Fazit: Beeindruckende Werkschau eines Ausnahmekünstlers. (dp)







 

VA. - The Goldwax Story (Kent/Recordshack)
Southern Soul Goldschmiede

1965 von Quinton M. Claunch und Rudolph V. Russel in Memphis gegründet gilt Goldwax neben Stax als eines der Label-Flagschiffe der klassischen Memphis Soul Periode.
Bis zum vorzeitigen Ende im Jahr 1970 erschienen neben Pop und Country-Releases über 60 Singles und 2 LPS mit markanten Southern Soul Produktionen.
Bestes Pferd im Stall von Goldwax war die Soullegende James Carr, der über die regionalen Schranken hinaus landesweit kommerzielle Erfolge feierte.
Die Kent-Compilation beschränkt sich nicht nur auf die für das Label typischen Vocal-intensiven Deep Soul Produktionen, sondern überrascht auch mit einem kräftigen Schuß upbeat-Tempo.
Dies gilt insbesondere für Percy Milems Stampfer "Call on me", Dorothy Williams schnipisches "The well's gone dry" und das Zucker-groovige "Love is a tricky thing" von den Five C's. Carrs Klassiker "The Dark End of the street", Wee Willie Walkers "There goes my used to be" oder "Don't cry" von den Ovations sorgen mit feinfühligen und vielschichtigen Vocals für ergreifende Deep Soul Höhepunkte. (dp)



  VA. - Flying Dutchman Anthologie (Soul Brother)
Kultiges Jazz/Groove-Label

Bob Thiele, bekannt als zeitweiliger Produzent von Jazzgrößen wie Pharao Sanders, Charles Mingus oder John Coltrane, mit letzterem produzierte er den Meilenstein "Love Supreme", gründete 1969 das Kult-Label "Flying Dutchman".
Kreativität, Innovation und Qualität waren bis zum frühzeitigen Ende im Jahr 1976 das Markenzeichen des Kleinlabels. Ein wenig von dem vergangenen Glanz versucht Soulbrother mit seiner neuen Compilation wieder aufleben zu lassen.
Ohne Zweifel ein Erlebnis ist die kapriziöse Feinabstimmung zwischen weicher, smoother Harmonie und experimentellen Stillmitteln, die den ersten Teil der Zusammenstellung bestimmen.
Anstelle eines Bruches entwickelt sich ein beinahe transzedental groovender Einklang. Dies gilt insbesondere für "Astral travellin'" von Lonnie Liston Smith und "Echoes" von Leon Thomas. Ebenfalls smooth mit ein bisschen mehr Erdung präsentiert sich Gil Scott Heron bei "Save the children".
Nach einem stark Latin-geprägten Teil von Gato Barbieri kommt mit Esther Marrows funkigem "Chains of love" auch noch ein bisschen Schwung in die sonst eher sanft gehaltene Compilation.
Fazit: Beschaulich groovende Werkschau eines legendären Labels. (dp)



  VA. - WIZZZ (Musiques Hybrides)
French Pop Sensation

Zum Thema French Pop in den 6TS und 7TS sind in den letzten Jahren einige bemerkenswerte Compilations, wie "The Atomic Cafe - French Cuts" oder "Les Swinging Mademoiselles", herausgekommen.
Gegenüber dem Sampler von Musiques Hybrides verblassen sie aber alle. "Qui a dit nous ne pouvons pas imiter les anglais?/ Wer hat behauptet, wir könnten die Engländer nicht imitieren?"

Dieses beiläufige Bonmot von Monique Thubert auf der Nummer "Aux oreilles" (eine geniale Hammond-Überarbeitung des Brigitte Bardot/Francis Lai-Klassikers St. Tropez) erscheint angesichts der Killersongs auf Wizzz obsolet.
Neben den englischen Einflüssen offenbart sich eine kontinentale französische Pop-Identität, die durch Witz, freizügigen Charme und unbekümmert flotte Sounds Herz und Beine im Sturm erobert.
Bereits bekannte Klassiker wie "la drogue" von den Mrs. Beretta und De Bordeaux sowie Charlotte Leslies "les filles Cèst fait..." bilden den Rahmen für ein wahres Feuerwerk französischer Pop-Ästhetik.

Es folgen ungeahnte Höhepunkte, wie u.a. Stephane Vareques abgefahrene "le pape du Pop" (Der Papst des Pop) Hymne, der Echo- und auch sonst schwer berauschte Psychedelic-Hammer "les papyvores" oder Phillipe Nicauds erotisch-paranoides "cuisses nues, bottes de cuir"(Nackte Schenkel und Lederstiefel).
Fazit: Für mich die beste Reissue-Compilation des letzten Jahres. (dp)

Eine erstklassige Kurz-Einführung in das Phänomen French Pop und ausführliche Bios der auf Wizzz vertretenen Künstler finden sich auf
http://www.musiques-hybrides.com/ohlala.html



  Chemical Brothers: Come With Us (Virgin)
Ein verklärter Blick zurück

Der Opener "Come with us" zieht unweigerlich ins Album hinein, "It began in Africa" ist ebenfalls ein Hit. Zumindest über "Star Guitar" und "My Elastic Eye" wird es ebenfalls kaum Beschwerden geben. Die letzten vier Lieder, von denen mir besonders "The state we´re in" ans Herz gewachsen ist, haben aber zu emotional vorgetragenen Unmutsbekundungen meiner Umwelt geführt. Nicht mehr innovativ, Retro,... - die Liste der angeblichen Mängel war so lang wie unnötig.
Wer das Duo an ihren früheren Alben misst und reines DJ-Handwerk erwartet, wird sicher enttäuscht sein. Wer Beth Ortons Stimme nicht mag, ebenso.
Deshalb ein Vorschlag zur Güte: Die ersten sechs Tracks sind uneingeschränkt zu empfehlen, die Nummern 7-9 für offene und unvoreingenommene Menschen ebenfalls. Und zum Abschluss gibt es "The Test", das nach Manchester-Rave-Revival klingt. Was ja auch nicht das schlechteste ist. (vf)



  VA. - Whatiswrongwithgroovin' (Jazzmen/Recordshack)
Jazzmen Werkschau

Eine Art Werkschau in eigener Sache steckt hinter der neuen Compilation des Londoner Labels Jazzmen. Die inzwischen schon ziemlich vergriffenen Reissues, die aus der 7" Serie von Jazzmen stammen, bewegen sich im Graubereich zwischen Jazz, Latin, Easy und Funk.
Fast überflüssig zu sagen, dass die betreffenden Originale wie so oft
ultrarare und hochgehandelte Sammlerstücke sind.
Musikalisch betrachtet fällt einem sofort die jazzig vergroovte Verpackung der Nummern ins Ohr.
Federleichte Bossa-Lounge Atmosphäre verspricht der "Brasilian Beat" von los Brasilios und das fast "Salon-taugliche"
"A child runs free" von Fred Johnson.

Handfester zur Sache geht Bruno Spoerri, der auf "Electroniciens" beweist, daß auch eine Bohrmaschine seine musikalischen Momente haben kann. Mit erfrischenden und kräftigen Vocals reißt Letta Mbulus "what's wrong with groovin" und Lorez Alexandrias etwas schräger angelegtes "Send in the clowns" aus der für meinen Geschmack etwas zu gediegenen Groove-Laube.
Fazit: Rare Grooves für jazzophile Flooristen. (dp)



  Carla Whitney vs. Albert Jones (Kent/Recordshack)
Kanadisches Seventies Soul Doppelpack

Was haben Carla Whitney und Albert Jones gemeinsam? Zwei kanadische Seventies Soul Alben, die beide von dem Ex Motown Bandleader Chocker Champbell produziert wurden.
Grund genug für Kent, die raren LPs gemeinsam auf einer CD zu veröffentlichen.
Carla Whitneys gleichnamiges Album wechselt angenehm zwischen runden Harmonien und rauheren funkgefärbten Kraftausbrüchen.
Die Stimme ueberzeugt durch Vielschichtigkeit und Tiefe. Besonders eingängig präsentieren sich die Nummern Questions, Lovin' at Midnight, I`m still in love with you und Gimme Shelter. Albert Jones LP "Fact of Live" ist eine Spur quirliger, flotter und lockerer. Für meine Begriffe etwas zu locker.

Die gesteigerte Dynamik der Songs sowie die Süßlichkeit von Stimmlage und Arrangements lassen bisweilen die nötige Erdung und Dichte vermissen, die wahre Soulperlen ausmachen. Aber das ist wohl eine Geschmacksfrage.
Hervorzuheben sind die Nummern "I feel so good", "You Just Can't Turn Me Loose", "That's The Way I Lost My Love", "You and your love".
Fazit: Zwei feine Seventies Soul LP-Reissues auf einer CD. (dp)



  Notwist: Golden Neon (Cityslang/Virgin)
Altbekanntes gut umgesetzt

Wann ist eine Platte gut? Können Notwist mit jedem Album Maßstäbe setzen?
Das neu Album wurde teils mit Vorschußlorbeeren überhäuft, aber auch des musikalischen Stillstands verdächtigt.
Was diesmal fehlt, sind jazzige Elemente, obwohl das Album groovt. Die Tracks sind ruhiger und etwas langsamer geworden.
Auf der ersten Hälfte funktioniert das sehr gut, gegen Ende verliert das Album etwas an Schwung. Insgesamt aber trotzdem hörenswert. (vf)



  VA. - Workin`the Modern Room (KRL/Recordshack)
Modern Soul Höhepunkte

Definitionen sind selten scharf. Die traditionelle Trennung von Modern und Northern Soul scheint allerdings mit einem Fallbeil vollzogen worden zu sein. Nur was nach 1969 produziert wurde und den Namen Soul "verdient", darf auch Modern genannt werden. Ein breites Feld, in dem Kev Roberts seine Auswahl für den Modern Room getroffen hat. Ein Grossteil der Nummern stammt aus dem Philly Groove Records Katalog. Gleich der Eröffnungstitel "You know how to love me" von CC Groove Factory, ein unveröffentlichtes Cover von 97, zwingt Tanzwütige mit geschmeidigen Power-Grooves auf den Floor.
Den richtigen 70er uptempo Kick, rund und fließend, liefern u.a. Flashlights "Beware she's pulling my strings", und "Second best" von Finishing Touch.
Eine Spur smoother und filigraner kommen das Modern-Juwel "I dont want be lonely" von Dynamic Superiors, sowie meine persönliche Favoriten, "Summer Girl" von Sound Experience und Mary Hills Crossover
"I`ll make it up to you" von 1968!! (soviel zu Definitionen).

Fazit: Top Modern Soul Compilation.
(dp)



  The Bongolian - The Bongolian (Blow UP/Recordshack)
Percussion-Funk mit Spacepopelementen

The Bongolian heisst das neue Solo-Projekt von Nasser Bouzida, dem Organisten und Frontman von Big Boss Man. Und der Musiker ist sichtlich in seinem Element: Furiose Percussion Rhythmen, geradlinige Funk-Akkorde und energische Hammond-Kaskaden bilden das Grundgerüst für strikte uptempo Grooves. Dosiert eingestreute Synthielinien bzw Sound-effekte runden und kanten die Songs.
Die spacig abhebende Groove/Pop Fusion zeigt sich am deutlichsten bei der Nummer "Flight through the Five Galaxy". Kurz vor Schluss taucht als Steigerungsmoment vollkommen unerwartet ein Rave-Refrain a la Happy Mondays auf - der einzige Vocaleinsatz auf dem gesamten Album.
Der Mann hat Gespür für musikalischen Humor. Überhaupt scheint Bouzida Anspielungen zu lieben. Der energiegeladene Hammondkracher "Dirt, Sweat and Bones" zB. folgt der Schlagzeug- und Bass-Spur von Dave Pike's "Matar". Und die "Incredible Bongo Band" offenbart sich nicht nur im Projektnamen. Im Gehörgang angenehm hängen geblieben ist mir auch die Nummer "Merve plays Vibes" mit Ihrer Mischung aus Coolness und Bambus-Exotik.
Fazit: Unvoreingenommene Mixtur aus Funk, Latin und Popelementen mit Humor und Groove. (dp)



  Leroy Burgess Anthology Volume 1: The Voice (Soulbrother)
Achtziger Soul Pionier

Der Songwriter, Producer und Sänger Leroy Burgess gilt in Modern-Soul-Kreisen als lebende Legende. In den frühen Achtzigern drückte er zusammen mit den Fantastic Aleems und seinen auf Salsoul unter dem Pseudonym Logg erschienenen Aufnahmen den Dancefloor seinen markanten Stempel auf.
Teil 1 der Anthologie würdigt den Sänger Burgess. Im Spannungsfeld zwischen aufkeimenden Hip Hop und den Nachwehen der Discoära beschritt er mit dynamischen Synthie Riffs, unorthodoxen Arrangements, offbeats und einer harmonisch dichten Stimme neue Wege. Soweit die Story. Achtziger Soul löst bei vielen immer noch Reaktionen zwischen höflicher Reserviertheit und vehementer Ablehnung aus. Angesichts feiner Grooveperlen wie "Heavenly" oder "Release yourself" ein schwerer Fehler.
Fazit: Achtziger Soul mit Schwung, Verspieltheit und absolutem "feel good"-Faktor. (dp)



  VA. - Sounds like 54 (SMAK Classics/Recordshack)
Disco-Reminiszenzen mit Flair und Groove

"The Big 54" - Epizentrum und Glamour-Schaufenster der New Yorker Disco-Szene zwischen 1974 und 1980 steht im Mittelpunkt der neuen Compilation von Smak Records. Im Gegensatz zu den unzähligen Club 54-Samplern der letzten Jahre unterstreichen die Titel dieser Zusammenstellung mehr die soul-infiltrierten Momente des legendären Disco-Tanztempels.
Garant für eine qualitativ hochwertige Mischung ist der als Wigan Casino DJ bekannte Kev Roberts, der die Stücke zusammenstellte. Nummern wie First Choice's auf glatter Politur groovender Klassiker "Armed and extremly dangerous", das etwas kantigere Modern-Juwel "This Time Baby" von Jackie Moore oder TJMs "Small Circle of friends" sorgen für eine runde, durchwegs anspruchvolle Stimmung. Klarerweise dürfen auch Disco-Hymnen wie Alfie Davisons "Love is a serious business" nicht fehlen.
Fazit: Trotz zugegebenermaßen bisweilen dick aufgetragener Disco-Arrangements sehr ansprechend. (dp)



  V.A. - The Bombay Jazz Palace (Outcaste)
Sitar goes Jazz

Wenn westliche Jazzmusiker in Indien nicht unbedingt den Pfad der Erleuchtung fanden, so nahmen sie doch wenigstens musikalische Inspirationen mit auf die Heimreise. Und auch auf dem Subkontinent ging man daran, jazzige Sounds mit heimischen Ingredienzien aufzupeppen. Eine Auswahl dieser Indo-Jazz-Fusions bietet die neue Compilation von Outcaste.
Allen voran Volker Kriegels MPS-Sitar Klassiker "Zoom", der in einer gekürzten Version konsumgerecht beschnitten wurde. Da darf auch Labelkollege Dave Pike nicht fehlen, diesmal nicht klassisch mit "Mathar", sondern mit dem kleinen Bruder "Raga Jeera Swara", einer gediegen verspielten Sitarnummer.
Easy Flair vermittelt der Sitar-gebettete Vocal-Swinger "Blues for Hari" von Dave Mackay & Vicky Hamilton.
Feine Breaks, satte Basslinien und ein exotisches Klangspektrum von Topmusikern wie Ananda Shanker , Lalo Shiffrin oder Grupo Batuque garantieren absoluten Soundgenuss.
Fazit: Eine erlesene Auswahl jazziger Grooves mit subkontinentalem Charme. (dp)



  V.A. - Northern Soul`s Classiest Rarities (Kent/Ace)
Neues aus dem Northern-Soul Archiv

Die Leute von Kent haben sich wieder mal auf die Suche nach verschollenen Northern-Soul-Schätzen begeben. Das kilometerlange Wühlen durch verstaubte Demobänder hat sich gelohnt. Auf der Compilation erstrahlt so manches Souljuwel in neuem Glanz. Zum Beispiel
Pat Powdrill`s uptempo Swinger "Do it", der vorallem durch profunde Vocals verzaubert.
Ähnlich gestimmt und mit einem kräftigen Schuss Pathos in den Arrangements zeigt sich Betty Swann auf der fast Version von "I`m think I`m falling in Love" von der besten Seite.
Ganz grazil und sanft umschmeichelt Audrey Matthews "I have no choice" die Gehörgänge - very lovely.
Fazit: eingängige und feinfaserige Soulraritäten. (dp)



  Monsieur Blumenberg - Musique et Couleurs (Irma La Douce)
Beatversetztes Easy-Geplänkel mit Blubberbällchen

Monsieur Blumenberg alias Frederico Montefiori von Montefiori Coctail überascht auf seinem Soloprojekt mit schraegen Easy-Samples. Dabei jongliert er mit Arienartigen-Gesangsfetzen (la vita), italienischen Bossa Flair (L'altra sera al Ristorante, Brazil?, etc.), kosmischen Blubbergeräuschen (Symphonie casuel!) und beats. Die französischen Gesangspartien, die Monsieur aus dem Ärmel schüttelt, klingen zwar fast japanisch, dafür kann sich die lautmalerische Akrobatik bei seinen Sciabadabada-Refrains durchaus sehen lassen. Besonders auffällig ist die Soundtrack-Dramaturgie der Arrangements, die zuweilen den Eindruck von weichgezeichneten Spagetti Big Beat aufkommen lässt. Fazit: Easy Soundgemüse für den Kuriositätengarten. (dp)



  V.A. - Mo'Plen 4000 (Irma La Douce)
Easy-Cocktail-Parade

Die neue Compilation von Mo´Plen serviert wieder federleicht beschwingten Easy-Sound
aus dem Coctail-Shaker Land Italien. Perfekt zum Genuss von Spirituosen auf Kokosbasis empfiehlt sich das tropical anmutende "Cocco secco" von Paolo Ormi. Wer lieber Champagner frühstückt ist mit dem prickelnden Swing von Renato Serios "Batticuore" gut bedient. Für den ausgefallenen Geschmack ist auch gesorgt: Stevie Wonder singt italienisch, und Elio Gandolfi frisiert den Hair-Klassiker Aquarius mit pathetischem Italogesang und schweren Arrangements. Höhepunkt ist das orgelvergroovte Jesus Christ Superstar Cover von Santi Latora. Daneben tummeln sich dezente Bossa- und schlüpfrige Mamboshaker (Paolo Normis "No No No!), sowie der schräge uptempo Trasher "Passatempi" von Bruno Nicolai.
Fazit: So spritzig war Mo´plen schon lange nicht. Gratulation an die Compilatorin Scanna. (dp)



  V.A. - Italian Bossa Beat Party (Black Cat)
Jazzy verspielter Italo Lounge Sound

Die Sleevenotes in der Hand, hackten sich meine Augen sofort am verheissungsvollen ersten Track "la Via della Droga" von Silvano Chimenti fest, zumal da Sitar & Ritmi versprochen wurden. Die Nummer floppte mit belanglosen Sitargedüdel.
Vielleicht liegt es an dieser Eröffnungs-Enttäuschung, dass ich den Rest nicht wirklich aufregend fand. Möglicherweise zu unrecht, denn es finden sich viele schön jazzy verspielte, filigrane Stücke und ein paar durchaus feine Hammond-Groover, aber leider keine auch nur annähernde Killernummer. Wiederholtes Hören drängt sich auf.
Fazit: Entspannter Easy-Sound für die eigenen vier Wände. (dp)



  Les Chansons des Perverts - 16 Crippled Superhits (Crippled Dick/Ixthuluh)
Und der Gewinner ist...Crippled Dick

Eine überzeugende Werkschau des umtriebigen Berliner Labels, das von Reissues bis brandneuen Grooves alles zu bieten hat.
Von Earl Wilson über Anubian Lights, Seksu Roba und Antena bis zu Toni Bruno spannt sich der Reigen der Lieder, die niemand auslassen sollte. Crippled Dick beweist, dass es das interessanteste deutsche Label an der Schnittstelle von Dance, Easy Listening und undefinierbaren Grooves ist. Suchtgefahr! (vf)



  Peter Schirmann: Fluchtweg St. Pauli (Crippled Dick/Ixthuluh)
Leckerer Soundtrack-Reissue

Die nicht enden wollenden Easy Listening Wiederbelebungsversuche haben auch die Förderung von raren Soundtracks bewirkt. Peter Schirmanns Reissue des Soundtracks des 1971 entstandenen Films war längst überfällig. Rockig, psychdelisch und mit fetter Orgel hebt er sich vom breiten Schmalz vieler ähnlicher Produktionen dieser Zeit ab.
Wer Vampyros Lesbos gemocht hat, wird auch hier auf seine Kosten kommen. (vf)



  Reissue: Preston Love - Preston Love`s Omaha Bar-B-Q (BGP)
R&B goes Funk

Die Koproduktion zwischen Preston Love, langzeitiger Saxophonist bei Count Basie, und Johnny Otis vereinigt wuchtige R&B Ansätze mit erdigem geradlinigem Funk. Das Original erschien 1969 auf Kent, zu einem Zeitpunkt, wo beide Musiker schon mehr oder weniger zu den alten Herren zählten. Dennoch wirkt das Album, abgesehen von ein paar klassisch verstaubten Bluesnummern ziemlich frisch, pur, und energiegeladen.
Besonders hervorzuheben sind Funkkiller wie "Pot Likker" oder "Chili Mac". Für obskure Abkühlung sorgt das blubbernde Mood-Stückchen "Cream Dream". Für satte Basslinien sorgte der damals 14-jährige Sohn von John Otis, Shuggie, der wenige Monate später seine Solokarriere bei Epic startete. Fazit: Funk Bar-B-Q mit rauem R&B Charme. (dp)



  VA - Birth of Soul 3 (Kent)
Und nochmal R&B

Die Nachfrage nach raren R&B Stompern wächst und macht sich auch auf dem Northern-Floor bemerkbar. Passend zu diesem Trend veröffentlichte Kent Folge 3 Ihrer "Birth of Soul"-Reihe. Schwungvolle R&B Kracher, Balladen, die die Grenzlinie zwischen Soul und Blues verwischen, und eine gute Portion Doo-Wop bestimmen das Geschehen. Man mag dazustehen, wie man will, Klassiker wie das irre Vokalkunststück "Have love will travel" von Richard Berry and the Pharaohs oder das Schunkelmonster "If you gotta make a fool of somebody" von James Ray, kommen einfach immer gut. Und Schmachtfetzer mit der richtigen Portion Pathos und Zucker, wie "Play it again" von Pat Lundy, schießen direkt ins Herz.
Fazit: Entstaubte Klassiker der Prae-Soul Ära. (dp)



  VA - Blaxploitation (Beechwood Music)
Cash-Cow

Blacksploitation ist bei schwarzer Musik wohl der Sound, der erfahrungsgemäss die meisten Leute auf Anhieb anspricht. Und wahrscheinlich wird sich der Markt nie daran satt hören. Die Stücke sind einfach geniale Klassiker und was vielleicht noch wichtiger ist: Sie bieten den idealen Einstieg in Funk, Soul und Fusion. Aber ich kann derlei Stückelwerk halt nicht mehr hören. Geschmackssichere Superfly oder Shaft Nummern, zum zigtausendstenmal "Time is tight" von Booker T oder Marvin Gayes "Trouble man", es reicht. Kohle ist wichtig, aber wird diese musikkommerzielle "Exploitation" in Compilationform, nicht irgendwann mal fad. (dp)



  V.A. - Alright! Black American Dance Music from the Disco Era (BGP)
Disco revisited

Die Zeit heilt alle Wunden. Disco, vor 10 Jahren noch Inbegriff allen Übels, tat sich mit Repräsentanten wie Travolta, Bee Gees oder Giorgio Moroder ziemlich schwer, das schmierig schmuddelige Kommerz-Image abzustreifen. Der totale Ausverkauf, der Ende der Siebziger Jahre die Discoära auf ewig brandmarkte, ist aber nur ein Teil der Geschichte. Denn anderen Teil versucht unter anderem der neue Sampler von BGP zu schreiben.
Qualitativ hochstehende Black Music uptempo Dancefloor-Produktionen, wie der funklastige Gangster-Track " Alvin Stone" von den Fantastic Four beweisen, daß die Disco-Ära doch so einiges zu bieten hatte. Mit souligen Vocals und harmonisch beschwingten Sound besticht Joe Bataans "Sadie". In die Soulkerbe schlägt auch die feine frühachtziger Produktion "Love dont come easy" von New Jersey Connection.
Von der kuriosen Seite präsentiert sich Mike Theodore's "Moon Trek", eine Plastiksynthie Spacesoap mit absolutem Italo-Junk-Flair. Ebenfalls in den Gehörgängen festgesetzt haben sich CJ & Co's "Sure cant go to the moon" und das Instrumental "Latin Disco" von den Counts.
Fazit: Saturday Night Fever einmal anders. (dp)



  James Taylor Quartet - Message from the Godfather (Ubiquity)
100 % Hammond pur

Ungemein frisch, flott und kompakt präsentiert sich das fünfköpfige Quartett rund um die Hammond Ikone James Taylor auf Ihrem neuen Album. Man glaubt förmlich, sich auf einer der legendären Prestige oder Blue Note Scheiben der späten Sechziger bzw. frühen Siebziger wiederzufinden.
Jazzige, R´n`B getränkte und Funk gestärkte Hammond-Grooves jagen auf schneidigen Breaks dahin. Bereits der Einstieg "Side Stepping" überzeugt mit einer satten Booker T-verdächtigen Orgellinie und quirligen bis gewitternden Variationen. Volles Powerplay mit leichten Easy-Einschlag und messerscharfen Breaks liefert "Chalkpit".
Titel wie "Who put a whole in my head", "Splat" oder "Tough chicken" (fast ein wenig soulig!) geben den rauhen Ansatz vor, glänzen aber gleichzeitig durch filigrane Verspieltheit.
Kuriosum am Rande: Die Vinyl-Ausgabe wurde Mono aufgenommen, vielleicht ein bisschen zu authentisch. Die Stereo Version gibt's auf CD. Was soll man sagen: Der Godfather zieht alle Register - schwer beeindruckend. (dp)



  Mo`Horizons - Remember tomorrow (Stereo deluxe)
Latin-Basteleien

Bossa und Latin Grooves in zeitgenössisch gefälliger Pop bzw. Dancefloor-Verpackung fabrizierten die deutschen Mo'Horizons. Einen hübschen Breakbeat-Teppich, Percussion-Kaskaden, jazzige Atmosphäre, ein bisschen Wah Wah hier, eine Prise Sitar dort, und fertig ist das Sound-Lifting.
Aber irgendwie kommt es nicht wirklich rüber und wirkt trotz schön verspielter Momente und beschaulicher Moods etwas halbherzig, holprig und aufgesetzt. Was bleibt ist ein loses Gemisch aus Easy-Flair, klaren jazzigen Momenten, benebelten Louis Bega Anbiederungen und Trip (Hip) Hop Exkursionen.
Fast schon mitleiderregend ist der tragikomische Leidens-Gesang bei "Dance naked under palmtrees". Schade um die nicht so üblen Arrangements.
Fazit: Latin-Redesign, das im Wirrwarr der Stile seine Identität verspielt.
(dp)



  VA: Soul Togetherness 2001 (Goldmine)
Frischer Soul aus den letzten drei Dekaden

Eine Mischung aus "Modern", zeitgenössischen und bis dato unveröffentlichten Soultracks verspricht die Nachfolge-Compilation von Soul Togetherness 2000. Wie beim Vorgänger dominieren stimmmig-relaxte und feinfühlige Grooves.
Dezent und fast zerbrechlich zierlich repräsentiert Reggie Carls "Bring back the love" das momentan vorherrschende Soulkonzept. Wie es auch anders geht, beweist das quirlige und schwungvolle "spend the day without you" von Crue-L Grand Orchestra, angeblich eine japanische (!) Produktion. Wogende Grooves und feine Vocals zieren das Siebziger Kleinod "Wachersign" von Pratt & Mclain.
Sehr überzeugend auch der frühachtziger Sound der Spinners auf "Just want to fall in Love", das Modern/Northern Crossover Schmuckstückchen "Dont send nobody else" von Ace Spectrum und das himmlische "You gotta let go" von Marcia Hines.
Fazit: Eine gediegene Modern und Contemporary Soul Compilation. (dp)



  VA: Blow up Exclusive Blend Volume 4 (Blow up)
Französisches Library Feuerwerk

Und wieder einmal geht so richtig die Post ab. War der Vorgänger ein wenig verhaltener als gewohnt, geht's diesmal wieder mehr im uptempo Beat dahin. Im Zentrum von Paul Turkins herausgeberischem Bemühen stehen französische Library-Sounds der "Dance and Mood Music Series (DMM)" aus den Chappel Music Archiven.
Feinste musikalische Ironie offenbart sich in den Sitar und Streicher-Arrangements der Nummer "reve pour un beatle" (Traum für einen Beatle) von Paul Piot & Paul Giot. Flotte Gitarrenriffs hacken sich in den Suspense-Groove von Camille Sauvages "Attente-Trans-Europa-Express".
Die satten happypopigen Bläsersätze und das verspielte Orgelgeplänkel auf "Dreambulation"(Jack Arel) begeistern ebenso, wie die spacig im Percussionrausch dahindriftenden Gitarrenfetzen bei "Bewilderment" (Jack Arel & Pierre Dutour).
Reminiszenzen an Star Trek wecken die ultrasphärigen Frauen-Vocals im üppigen Streicher und Bläser Dekor des Soundstücks "amour, vacances et baroque" von Paul Piot.
Fazit: Nicht nur für frankophile Easy-Lauscher der reinste Ohrenschmaus. (dp)



  Fettes Brot: Demotape (Yo Mama/Zomba)
Hamburg rules

Der erste Bote des neuen Albums ließ Fürchterliches ahnen: "Schwule Mädchen", die Vorabsingle, ist dümmlich, langweilig und schlecht. Der Rest des Albums beweist aber, dass das Trio noch immer zur Elite deutschsprachiger Rapkunst gehört. Um einiges besser als ihr Reste verwertendes Doppelalbum vom letzten Jahr. (vf)



  Blumentopf: Eins A (For/Sony)
Etwas verwirrt

Das dritte Album der Münchner macht es den HörerInnen nicht leicht. Die einzelnen Tracks zeigen wieder ihren Wortwitz und auch die Samples sind gut gewählt. Beim Durchhören des Albums entsteht aber ein etwas planloser Gesamteindruck. Im einen Lied wird hochgelobt was im nächsten gedisst wird. Trotzdem: Sie behaupten sich locker in der immer breiter werdenden deutschen Hiphopszene. (vf)



  Urbs & Cutex: Breaks of Dawn (Hong Kong Recordings)
Balsam für reimgequälte Ohren

Hip Hop ist ja nicht so mein Ding, aber so manch eine Produktion weckt dann doch mein Interesse. So geschehen bei dem österreichischen Duo Urbs & Cutex.
Das Album besticht durch stilvoll ausgewählte Samples, die großteils aus der Rare Grooves/ Easy Listening Ecke kommen, und dezent in breaks verpackt, richtig entspannt und cosy durch die Gehörgänge schwingen. Der spärliche Sprechgesang und die dezenten backvocals integrieren sich harmonisch in den Gesamtfluss der Nummern.
Kaum etwas wirkt aufgesetzt, abgesehen vielleicht von den Ragga-artigen Urlauten auf Banana Joe und das nicht wirklich notwendige Intro. Das Album ist durchgehend fein zusammengesetzt: Vom jazzy entspannten "up & down" über das leicht discogewürzte "on & on" bis zum hypnogroovigen "wont stopp" passt einfach alles.
Fazit: Relaxte Breakbeats mit hohen Groove-Faktor. (dp)



  VA: Gimme Shelter (Harmless)
Fusion-Experimente im Hippielook

Harmless liebts gemischt. War bei dem Sampler "cool it" noch die latin-black Fusion Zentrum der musikalischen Betrachtung, tischt man uns diesmal die black & white Variante auf.
Das Cover, ein in Mischfarben aufgegossenes Plagiat von Sly Stones "There's a riot going on" Album und der vom Altamont-Konzertfilm der Stones bekannte Titel geben die Periode vor: Späte Sechziger frühe Siebziger. Blues, Rock und Funk Ueberschneidungen liefern den Ton dazu. Und das nimmt dann wirklich aberwitzige Formen an.
Abartigstes Beispiel ist der Country, Blues und Sitar Melange von Larry Williams & Johnny "Guitar" Watson with the Kaleidoscope namens Nobody. In einer ähnliche Kerbe schlägt dann auch Ruth Copeland mit psychedelischen Gekreische a la Janis Joplin (warum fehlt die eigentlich?) auf "I got a thing for you daddy".
Erholung von Obskuritäten vergangener Hippietage verschafft der Isley Brothers Klassiker Ohio/Machine Gun" oder das stimmgewaltige und impulsive "Gimme Shelter" von Merry Clayton.
Fazit: eine klassische Geschmacksfrage. (dp)



  To Rococo Rot: Pantone (City Slang/Virgin)
Elektronische Liveatmosphäre einmal nicht steril

Die neue EP der deutschen Klangtüftler ist das Ergebnis der vergangenen Tour, die sie ja auch nach Wien gebracht hat. "Pantone" und "Trance of Travel" und "Brett 2" sind ja bereits bekannt, dazu gibt es zwei neue Nummern.
Die Versionen weichen aber so von denen der Studioalben ab, dass sich der Kauf jedenfalls lohnt. Mehr Live-Charakter ist aus elektronischer Musik wohl kaum herauszuholen. Mehr als nur eine Überbrückung bis zum nächsten Album. (vf)


  V.A.: The Record Shack Story (Smack Classics)
UK High Energy - Disco und Plasikbeat Nostalgie

Gleich vorweg, irgendwelche Assoziationen zu Wiener Plattenläden sind rein zufällig und völlig unbeabsichtigt. Der Sampler ist vielmehr den Produktionen des Londoner Plattenladens "Record shack" und seinem "Sound of UK High Energy" gewidmet.
Hinter den 80er Dance Floor Mixen verbirgt sich die Wigan und Mecca DJ-Legende Ian Levine. Und es ist eine recht amüsante Zeitreise in schummrige Beats, Plastikflair und discoesques Schnörkelwerk.
Auch ein dieser Kombination von Epoche und Genre eher argwöhnisch eingestellter Musikkonsument wie ich finde neben nostalgischen Reminiszenzen so manch unbeschwert dahingroovende Perle. So zum Beispiel kommt das discoinfernale und nostalkitschige "So many men so little time" von Miquel Brown ziemlich heftig rüber.
Ganz zu schweigen von dem Megahit "High Energy" von Evelyn Thomas. Und die Erinnerungen schwappen im Discobeat über einem hinweg.
Sehr beachtlich sind auch die Blubberbeat-Kaskaden von Earlene Bentleys "I`m living my on life", richtig dezent und abgehoben dagegen der eher puristische groove bei "feed dont fail me now" von the Trammps.
Sehr befremdlich und irgendwie brachial wirken die Fadeouts der Nummern. Frei nach dem Motto: und tschüss.
Fazit: Nostalgische Rückschau auf ein Stück britischer Dancefloorgeschichte. (dp)



  V.A.: 500% Dynamite (Soul Jazz Records)
Nummer fünf und kein bisschen weise

Manche Samplerreihen sind nicht totzukriegen. Soul Jazz Records Kompilationsflagschiff "Dynamite" geht in die fünfte Runde. Und am bewährten Konzept wird treu festgehalten.
Der Mix aus Reggae, Dub, Ska und Dancehall scheint wieder aufzugehen. Somit gleich zu den Highlights: Wer erinnert sich nicht an den Sound der in den Achtzigern so beliebten Batteriegeladenen Türklocken?
Rund um diesen vertrauten Ton bildet Joe Gibbs sein Dubmonster "African Dub chapter free" und setzt mit Kuckucksuhr-Klangversatzstücken noch einen drauf. Kongenial!
Pure Reggaemedizin bietet Jacob Miller mit seinen "Healing of the Nation". Ska darf natürlich auch nicht fehlen: Nicht Grusel-Thrills sondern monumentale Hoolywood Soundscapes im Ska Rhythmus dominieren Byron Lees "Frankenstein".
Durch filigrane modern grooves besticht Freddie McGreggors souliges "natural collie". Die Ragga-Nummern hätte man sich allerdings sparen können. Fazit: Bewährte Jamaica-Kost. (dp)



  V.A.: Organic Soul (Soul Brother Records)
Quo vadis - Soul ?

Zeitgenössischer US-Soul mit Rückbesinnung auf die "Roots" versprechen die verantwortlichen Kompilatoren und sparen nicht mit Missionarismen. Im Zentrum stehen 5 Independant-Künstler, die mit ihrem Sound an das goldene Zeitalter von Soul erinnern und in der Tradition der old school fest verwurzelt spirituelle Emotionen wecken wollen. So in etwa kündet es uns der Sleeve Text. Nun ist das goldene Zeitalter des Souls eine heftig umstrittene Standpunktfrage. Ich möchte mich allerdings hier nicht in die Nesseln der verschiedenen Fraktionen setzen. Butterweicher smooth-Sound mit dezenten Arrangements und schwebendleichten fast Flüster-Vocals dominieren weite Strecken der Kompilation. So gehört bei Laurnea, Karen Bernod und Ian, drei der hoffnungsvollen neuen Stimmen. Nett und stimmungsvoll, keine Frage. Aber dennoch würde ich mir ein bisschen gewichtigere Sounds wünschen. Den der Geschmack des Einheitsbreis drängt sich mir trotz schöner Worte auf. Mehr Gewicht legt N´Dami auf die Waagschale. Zwar immer noch floatend dezent, spürt man bisweilen den Geist von Marvin Gaye (whats wrong with you) und fühlt Rundungen und Kanten. In eine ähnliche Rillenspur graviert sich Ledisi mit einer Nuance mehr Power in den Vocals. Fazit: Nicht unbedingt die erwartete musikalische Revolution. (dp)



  V.A. Kool it: Soul, Jazz, Funk goes Latin (Harmless)
Soul/Funk Klassiker im Latin Cover

Die Trilogie ist komplett! Der dritte Latin-Sampler nach "Broasted or fried" und "Freak off" aus dem Hause Harmless setzt erneut auf musikalische Mischfarben.
"If you want the green, you got to have black" - Frei nach dem Motto eines ehemaligen Promoters des New Yorker Latin-Tempels Palladium zeigt die Kompilation angewandte Beispiele der musikalischen Symbiose zwischen Hispanic und Black Community in den USA. Ein naheliegender Prozess, da zahlreiche hispanoamerikanische Interpreten ohnehin selbst afrikanischer Herkunft sind.
Bestes Beispiel ist der gebürtige Kubaner Mongo Santamaria, der bei der Eröffnungsnummer "We got Latin Soul" ein beeindruckendes Gespür für funkige Grooves beweist. Im Gegensatz zu den beiden Vorgängern geben diesmal Latin-Coverversionen von Soul und Funk-Klassikern den Ton an. Hervorzuheben wären das imposante und rythmisch pulsierende 15 Minuten-Superfly Medley von Pucho & the Latin Soul Brothers sowie die feurig rollenden Vocals von La Lupe bei ihrem Fever-Klassiker.
Dazu kommen noch das jazzig verfremdete "Green Onions" Cover von Jack Constanzo und Derrie Woo, die leicht salsaeske" Tighten up" Variaton von Al Escobar und das stimmgewaltige "I´m agood woman"-Funkfuriosum von El Chicano (Vocals Ersi Avizu).
Fazit: Starker dritter Teil einer ausgezeichneten Samplerreihe. (dp)



  Macy Gray: The ID (Epc/Sony)
Hot stuff

Wer "Sexual Revolution" im Fernsehen hört, sollte sich nicht täuschen lassen. Der aus der Werbung zur angeblichen US-Kultserie "Sex and the city" Song ist der schlechteste des Albums.
Das oft so schwierige zweite Album (nach ihrem fulminanten Debut "On How Life Is") braucht sich jedenfalls nicht verstecken. 14 abwechslungsreiche Lieder, auf denen ihre erotische Stimme von hochkarätigen PartnerInnen wie Slick Rick, Angie Stone, Erikah Badu oder Mos Def unterstützt wird.
Und die Lieder selbst? Eigenwillige Tracks wie der Opener "Relating to a psychopath" finden sich genauso wie treibend Dancenummern ("My Nutmwg Phantasy").
Einzigartig sind auch die Texte: Sie räumt mit dem Vorurteil auf, nachher Freunde bleiben zu können. Keinesfalls sollte man(n) sich mit dieser Frau anlegen, denn:
"The night I spent with you
it was the best I´ve had - lately". (vf)



  Jamiroquai: A Funk Odyssey (Ssq/Sony)
Disco-Revival ohne zu hohen Anspruch

"Wenn Jamiroquai so weiter machen, hört sich das 6. Album wahrscheinlich an wie DJ Bobo." Dieser Satz in einer Kundenrezension auf amazon bringt das Problem dieses Albums auf den Punkt: Die funkigen Beats sind zwar noch allemal hörenswerter als viele andere Dance-Produktionen, doch die Qualität ihrer früheren Alben haben sie doch nicht erreicht. Vielleicht hat meine Enttäuschung aber auch mit zu hohen Erwartungen zu tun. Reinhören lohnt sich jedenfalls. (vf)



  Laurie Anderson: Life On A String (Nonesuch)
Die geschmackvolle Alternative zu Björk

Während Björks "Vespertine" seit Monaten nach Kräften gepusht, promotet und in den Himmel gelobt wurde, meldet sich Laurie Anderson mit einem großartigen Album, aber viel dezenter zurück.
Auf "Life On A String" zieht sie alle Register: Üppige Soundgemälde, minimalistische Skizzen, locker-groovende Popsongs und sperrige Nüsse für TüftlerInnen bietet sie an. Ihre wenigen Fans werden dieses Album (zu Recht) blind kaufen. Für alle, die nur ihren Hit "Oh Superman" kennen, bietet sich der Beginn einer wunderbaren Freundschaft. Absolut lebensnotwendig angesichts eines solch frühen und traumatischen Wintereinbruchs. (vf)



  V.A. - The Very best of Bollywood (Outcaste Records)
Lauer Curry: Groove

Eine "best of" Auswahl ist immer eine heikle Geschichte. Subjektive Erwartungen werden meist unbarmherzig enttäuscht. So leider auch hier.

Mit rasender Vorfreude und den aberwitzigen Sound des Vorgängers "Boolywood Funk" in den Ohren, erwartete ich ein Feuerwerk abgefahrener, trashiger und curryscharfer B-Movie Kracher.
Letztendlich krachten aber nur meine aus Kult-Samplern wie "Doob Doob O' Rama" oder "Bombay the hard way" erwachsenen Illusionen.
Die "very best of"-Auswahl beschränkt sich großteils auf Produktionen der späten Siebziger, Achtziger und Neunziger Jahre mit unvermeidlichem Hang zu Synthie-Reduktion und Popgemeinplätzen.
Kaum eine Spur von den markigen "Brownsploitation" Grooves, tosenden Orchesterstürmen und grandios überdrehten Gesangspartien.

Etwas versöhnlich stimmten mich dann doch noch die junkigen Disco Vibes von Naziq Nazir's "Aap Jais Koi", und die auf imposanten Streichersätzen dahingallopierende Stimme von Lata Mangeshkar auf "haa jab tak hai jaan".
Vielleicht besteht ja noch Hoffnung, daß die Kompilation bei wiederholten Hören langsam Wirkung zeigt.
Fazit: Nicht unbedingt meine Vorstellung von the best of. (dp)



  V.A. - Funkrock (BBE)
Licht und Schatten

Der bloße Gedanke an die Kombination von Funk und Rock löst bei mir in Sekundenschnelle eine Assoziationskette audiovisueller Grauensszenarios aus. Quasi musikalische Geisterbahnfahrt.
Das Cover des Samplers weckte allerdings meine Neugier. Sieht man da doch die traurigste Combo (langhaarige und dauerbewellte Trauergestalten in siebziger Smokings samt obligatorischem Mascherl und gefrorenen Lächeln), die jemals eine LP verunstaltete.
Zu gut, um echt zu sein. Mal reingehört, war es dann auch halb so schlimm.
Das liegt wohl daran, daß Nummern wie Brian Augers "Tiger" oder Can`s "Vitamin C" nur sehr entfernt, wenn überhaupt, etwas mit Funkrock zu tun haben.
Wer aber auf den richtigen Grusel nicht verzichten will, findet immer noch genug authentisches Material vor, wie Colosseum, Yellow Sunshine, Cymande, Babe Ruth (extrem abartiges good, bad and ugly Cover ) oder die "Down by the River"-Version von Buddy Miles.
Es gibt aber auch Perlen des Genres: Der psychedelische "Trip to your heart" von Sly Stone oder Genre-Papst Santana mit "life is just a passing parade".
Fazit: Vom Erstaunen bis zum Erstarren, die Kompilation bietet die volle Bandbreite, Cover des Monats. (dp)



  VA: Sweet Taste of Sin - Sensual Breakbeat Soul (BGP/Ace)
Innen hui, außen pfui

Breakbeat ist einer der Modebegriffe, dessen inflationäre Verwendung langsam nervt. Egal ob Jazz, Latin, Funk oder wie hier Soul, alles ist grundsätzlich Sample-tauglich. Der auf der Rückseite befindliche Headliner "Sensual Sampler-ready Soul for B-Boys, B-Girls and Soul Heads" ist somit völlig unnötig und irgendwie schwer deplaziert.

Inhaltlich ist der in den Siebzigern angesiedelte "Breakbeat"-Soul Sampler dann doch recht ansprechend. Die erste Hälfte besticht durch flotte und satte Grooves. Samtige Streichersätze, quirlige Fenderuntertöne und breite Vocals fügen sich bei Eddie Floyds "baby get down" zu einem opulenten Soul-Fresko.
Weiters auffällig: Das kräftige, irgendwie Northern-angelehnte "Dont risk your hapiness on foolishness" von the Fantastic Four sowie "Set it out" von den Detroit Emeralds.

Balladenhafte und smoothe Nummern dominieren die zweite Hälfte der Kompilation. In den Gehörgängen festgesetzt hat sich der federleicht swingende Groove von Eramus Halls " Your love is my desire", Isaac Hayes Schmacht-Hymne "I´m gonna have to tell her", und die feinen Bläser- und Backvocal-Arrangements auf Millie Jacksons "Hurt so good".
Fazit: Trotz verkorkster Zielgruppenerweiterungsversuche eine ausgewogene Mischung feiner Siebziger Grooves. (dp)



  Bobby Thurston - Sweetest Piece of the Pie (Expansion)

Und das ist nicht zuviel versprochen. Modern Soul in seiner appetitlichsten Form verspricht dieses Reissue von 1978.
Fernab vom dick aufgetragenem Plastik-Sound der programmierten Kinderstuben-Keyboards, die den Achtziger Jahre Soul ihren gnadenlosen Stempel aufdrückten, dominieren hier sinnlich filigrane Grooves.
Die Arrangements pendeln zwischen dezent angespielten Discoversatzstücken, funkigen Untertönen und soft-jazzigen Exkursionen. Der Gesang fügt sich feinfühlig und elegant in den leichtfüßig entspannten Rhythmus.

Ganz besonders erfreulich ist darüber hinaus, daß es kaum eine Füllnummer gibt. Und das ist bei Soulproduktionen doch eher ungewöhnlich. Hinter Komposition und Produktion steht das Duo Willie Lester & Rodney Brown, Lokalmatadore der Washington DC Szene der Siebziger. Highlights unter durchgängig überzeugenden Nummern: das beschwingt groovende "Just ask me", das mit mood-jazzigen Keyboard und Gitarre verklingende "Treat me the same way" und das smooth einlullende "I do love you".
Fazit: Mehr solcher Reissues! (dp)



  V.A.: New Breed R&B (Kent/Ace)
R&B zwischen Blues und Soul

Die Musikkategorie R & B wird gern als Auffangbecken für jegliche Art schwarzer Musik verwendet, die weder als Hip Hop, Jazz oder Funk identifiziert werden kann. Das beweisen u.a. jährlich die MTV Awards.

Um mehr Begriffsschärfe bemüht sich die neue Kompilation von Kent.
24 Nummern führen in das Niemandsland zwischen klassischen Blues und langsam Gestalt annehmenden Soul - R & B als fossiles Bindeglied der Musikevolution.
Bei der Auswahl der raren Stücke aus den frühen Sechzigern konzentrierten sich die Herausgeber weitgehend auf Gesangsnummern. Charakteristisch sind der etwas rohe und irgendwie scheppernde Sound, eine gewisse Gitarrenlastigkeit, sowie rauhere Vocals.
Uptempo- Nummern dominieren die Zusammenstellung, allen voran das für den Titel verantwortliche "New Breed" von Jimmy Hollyday - ein richtiger Kracher.
Etwas entspanntere Spins liefern King Solomons "new figure" sowie der gepresste groove auf "you gotta bend a little" von Larry & Tommy. Weitere Höhepunkte: Das leicht jazzige Instrumental "stuffed peppers" von Frank Armstrong und das Hammond-garnierte "stand up straight and tall" von Jackie Shane.
Fazit: PreSoul mit einer kräftigen Portion Blues - eine Geschmacksfrage. (dp)



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