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                                        Grooves 2001


 

Mushroom: Foxy Music (Clearspot/Ixthuluh)
Patrick O'Hearn läßt wieder die Puppen tanzen

Artrock ist eine Bezeichnung, die bei mir Abwehrreflexe auslößt. Umso mehr finde ich es schade, dass die neue, inzwischen 7. Mushroom-LP, überall unter dieser Marke geführt wird. Denn sie ist sehr hörenswert ausgefallen.
Produzent und Drummer Patrick O'Hearn hat exquisite MusikerInnen um sich geschart und "Foxy Music" trägt diesen Namen zurecht. Teils chillig und jazzig angehaucht, immer wieder auch mit geraden Rockriffs, dann wieder verspielt mit Flöten, Tuba, Sitar, Orgeln und Violinen. Höhepunkt ist das psychdelische "Americans Own The Moon, They Bought It From The Germans - Who Won It During A Poker Game in World War II". (vf)



  V.A.: Saturday Night Fish Fry (Soul Jazz Records)
Der Nachfolger des spektakulären "New Orleans Funk"-Samplers

Und wieder New Orleans Funk and Soul. Nicht einmal ein Jahr ist vergangen, schon liegt der Nachfolger von "New Orleans Funk" in der Rezensionskiste. Da klebt quasi noch der Vorgeschmack des Erstlings auf den Papillen. Und es ist immer wieder das leidige Problem mit der Nummer zwei. Sie hinkt meist nach. Nicht so hier.
Dafür spricht "nachhalltig"der voodoo-hypnotische Blues-Groove von Dr. Johns "Gris Gris Gumbo Ya YA", der Wah Wah und Hammond swingende "Cold Bear" der Gaturs und die angezuckerten Soul-breaks von Inell Youngs "the next ball game".
Fast unnötig zu sagen, daß auch die typisch fetthaltige Funk-Sauce nicht fehlt, sprich Meters, David Batiste, Salt etc. Die Mischung ist rund, eingängig und abwechslungsreich (von Huey Piano Smith bis Wild Magnolias).
Weiters im Gehörgang festgesetzt: die hmmmm- Soulballade "Ruler of my heart" von Irma Thomas, Roger and the Gypsis Funkinstrumental "Pass the hatchet", das irgendwie an Dave Pikes "Mathar"-Basslinie erinnert (1966!) und der Killer-Groove von Betty Harris "mean man (he`s a cool man).
Somit Fazit: Ein Fest für den Plattenteller. (dp)
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  Jean Jacques Perrey: Moog Sensations (Pulp Flavor Recordings)
Heiteres Erraten der Einflüsse

Geblubber, Gewibber, Cartoon-Gequitsche, lineare Geräuschscheren, Loops und Echos: die Rede ist von Jean Jacques Perrey, dem französischen Pionier in Sachen Moog. Charme und Befremden trennt oft nur ein schmaler Grad.
Sein Versuch populäre Melodien in elektronische Moog Kompositionen zu verstricken, erzeugt nicht selten den Eindruck von mechanischer Holprigkeit und naiv-experimenteller Kinderbastelstube. Aber darin liegt gerade auch der Reiz an seinem Werk.
Das auf Pulp Flavor erschienene Reissue versammelt 20 eher weniger bekannte Nummern seines auf den Pariser Label Montparnasse 2000 erschienenen Albums.
Futuristische Titel wie pizzicato for venus, indicatif spacial, borborygmus etc. nehmen den Space-Charakter der Nummern vorweg. Und es macht immer wieder Spaß, die Zutaten und Anleihen der Tracks zu erraten, wie das "the good, the bad and the ugly"- Leitmotiv auf "colonie celeste".
Höhepunkte sind neben letzteren der spacig abgefahrene "moogie boogie" und das flashige "la panthere cosmique" (was für ein Titel!!!).
Fazit: Feiner Moog-Library Sound des genialen Schöpfers der Kult-Nummer "E.V.A." und Godfathers des "Space Pop". (dp)
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  Cecil Leuter (aka Roger Roger) - Pop electronique (Pulp Flavor Records)
Französisches Elektro-Reissue vom Feinsten

Nicht brandneu, sondern bereits letztes Jahr erschienen ist das Reissue des wiederentdeckten französischen Genius Roger Roger. Aufgrund der besonderen Klasse und der diametral entgegengesetzten Bekanntheit diese Albums (69!) ist eine Rezension für mich Pflicht.
Skeptisch aufgrund der Fülle an eher belanglosen Reissues im Moog/Elektrobereich war meine Erstbegegnung ein richtiges Flash-Erlebnis. Fast so wie beim ersten Hören von Pierre Henrys "messe pour le temps present" oder Hugo Montenegros "Moog Power".
Unglaublich abgefahrene elektronische Geräuschfetzten und durch den Raum brausende akkustische "Faser"-Strahlen vermengen sich mit swingenden "Easy Listening"-Arrangements.
Massige Synthie-Kraftfelder teilen sich den offenen Klangraum mit Geblubber, Gezische und flotten Akkorden. Dies gilt für die erste Seite bzw. die Nummern "Pop electronique No 1 - No 7". Auf No. 8 - 14 folgt dann Elektronik pur, sperriger und weniger harmonisch - eine abstrakte Spacelandschaft.
Ebenfalls sehr höhrenswert ist Roger Rogers Zusammenarbeit mit Nino Nardini auf dem Album "Jungle Obsession" ebenfalls auf Pulp Flavor neu aufgelegt.
Fazit: Top-Klangerlebnis der dritten Art. (dp)
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  Underground Source: Kaffee & Kuchen (UGS/MZEE/Ixthuluh)

Charme läßt sich diesen deutschen Hiphopern ja nicht absprechen: Im Gegensatz zu ielen anderen deutschen Acts verlassen sie sich auf das eigene Können und fahren dabei ziemlich gut. Fette Beats, interessante Gitarrenriffs und gut gewählte Samples treiben die Raps voran. Die haben aber einen massiven Haken: Zumindest für meine österreichischen Ohren sind sie ziemlich schwer verständlich - in etwa in einer Kategorie mit Jan Delay oder Ferris MC. Doch durch die habe ich mich ja auch durchgehört. Bis dahin ist es aber fü die Rheinländer noch ein weiter Weg. (vf)
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  V.A.: Studio One Soul (Soul Jazz Records)

Die musikalischen Entwicklungen der US-Black Community und deren transformierte Widerspiegelungen im jamaikanischen Sounduniversum stehen im Mittelpunkt der neuen
Kompilation von Soul Jazz Record. Angelpunkt ist das Studio One, Clement Dodds ( Sir Coxsone) legendäres Label, und dessen Soul-Coverproduktionen.
Zeitlich zwischen frühsechziger Gründerjahren (Motown, Stax, und eben auch Studio One) bis hin zu den späten Siebzigern angesiedelt, reicht der musikalische Reigen von Klassikern wie Respect, Set me free, Time is tight bis hin zu Barry White Interpretationen oder Aint`no stopppin' us now.
Letztere Nummer verliert in der Interpretation von Willie Williams den Disco-Glam und groovt "modern"-smooth im Reggae Takt. Dezentes Synthie-Gewummer sorgt für die Feinabrundung. Sicherlich einer der vielen Höhepunkte.
Zuckersüß und entsprechend eingängig auch die entkrampfte Norma Fraser -Version der Schmachthymne "the first cut is the deepest".
Kurz erwähnt seien noch das druckvolle "Groove me" von Lerroy Sibbles und die atmosphärisch schwerelosen Orgelarrangements von Jackie Mitoo bei "deeper deeper".
Fazit: Eine durchaus gelungene Kompilation, die Soul wie Reggaefreunde gleichermaßen ansprechen dürfte. (dp)
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  V.A.: The Big Lulu Vol.3 - Austrian rare grooves from the 6T's, 7'Ts and 8T`s (Uptight33/Universal Austria)

Die akribische Suche nach verlorenen Grooves macht auch vor der Alpenrepublik nicht halt.
Und das Wühlen in verstaubten Archiven hat sich auch beim dritten Mal wieder gelohnt. Neben Obskuritäten, wie das als Aufhänger fungierende Ehegestöhne mit Flöten der Familie Leherb, findet sich so manche Austroperle.
Feinsten Brazil-Flavour entlockt das Piano-Genie Fritz Pauer seinem Fender Rhodes auf dem Live-Mitschnitt von "Djedat,Djedat".
Ganz generell überrascht die Kompilation mit einer gediegenen Portion Latinlastigkeit. Gut so.
Absoluter Höhepunkt ist für mich allerdings "Heißer Sand" von Su Kramer aus der Pop-Oper "Trip" . Energisch aufgeheizte Vocals und messerscharf komprimierte breaks lassen es so richtig Krachen.
Ganz warm ums Herz wurde mir bei dem smooth souligen "Yeah baby" von Peter Wolf aus seiner ersten LP "A Change in my life". Bisher hatte ich diesen Namen nur mit einer rockigen und ziemlich lausigen Performance als Vorgruppe der Stones 1983(?) im Praterstadium in dunkler Erinnerung.
Weiters gut vertreten: Joe Zawinul, Friedruch Gulda und mein Namensvetter (sowas freut besonders) T.C. Pfeiler.
Keine Sorge, wir sind nicht verwandt.
Fazit: Dickes Lob an Samir für die gelungene Zusammenstellung. Alle guten Dinge sind jetzt zumindest vier. (dp)
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  V.A.: Le nouveau du Jazz- A Selection of Future Jazz Tracks: For Real (Irma Records)

Bologna lockt nicht nur mit kulinarischen Raffinessen. Dies beweist wieder einmal ein neuer Sampler aus dem House Irma la duce.
Ich weiß nicht, ob es an dem Cover oder der immer wieder gebrauchten "Future" Floskel liegt, aber instinktiv habe ich mir einen spacigen Durchknaller erwartet. Umso erfreulicher, daß ich beim Hineinhören auf smooth gepolsterten Soundwolken landen durfte. Groovig, zartfasrig, und wohlig.
Schon der Einstieg mit den süß lasziven Backvocals und dem zarten Sambaflair von Cybophonias " Cut & Paste" gab mir die Gewissheit, daß der Sommer nur gut werden kann.
Und gleich drauf die "modern" groovenden "Gimmie your love"-Beschwörungen von Roy Ayers "Love Fantasy". Was für ein Anfang.
Nicht ganz in diesem Tonfall, aber immer noch sehr fein, geht es dann weiter. Obwohl dezent, wird es eine Spur breakbeatiger. Hervorzuheben sind Space Cliques's excite':1 Luna Park und Marvin Gaye`s "Sanctified lady".
Alles in allem guter Stoff für laue Sommertage. (dp)
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New Jazz Hustlers: New Jazz City (Internal Bass Records)

Wie ging das gleich ?... we built this city on Rock`n`Roll.? Mitnichten - New jazz hustlers bauen Ihr grooviges Soundkonglomerat auf festen Funkfundament. Lässig swingende Pianoakkorde und atmosphärische Fender-Klänge schmiegen sich an flotte beats. Angereichert wird die ganze Mischung durch vereinzelt gestreute Disco-Ornamente und ausbalancierte Bläsereinsätze. Angefangen mit dem durch housige backvocals aufgefetteten "wanna take you for a ride" bis hin zur Schlußnummer "Mo' bounce" wird munter an einem soliden Niveau festgehalten. Somit ist es schwer Höhepunkte herauszupicken, also lasse ich es auch lieber sein. Fazit: Frisches Groovegemüse für den urbanen Plattentisch. (dp)
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  Prince Buster: King of Blue Beat (Wah Wah Records)

Die Two-Tone Band Madness benannten sich nach einem seiner Songs, widmeten ihn die Nummer "the prince" und coverten eine Reihe seiner Lieder.
Die Rede ist von Prince Buster, ehemaliger Boxer und Ska-Legende aus Kingston. Wah Wah Records zollt dem King of Blue Beat den nötigen Respekt mit der Wiederveröffentlichung des "Prince Buster on Tour" Albums von 1967.
Neben zahlreichen Klassikern (Madness, Al Capone, Take it easy...) finden sich auch ein paar kuriosere Nummern, wie die Cover Version des Desmond Dekker Hits 007. Besonders herauszustreichen ist der soullastige Backgroundchor, der den Live-Nummern Flair und Charme verleiht.
Live-Mitschnitte enttäuschen oft durch dumpf dröhnenden Soundbrei, der selbst mit extrapolierender Phantasie nur bedingt genießbar ist. Nicht so hier - die Aufnahmequalität ist exzellent.
Wer die besondere Live-Atmosphäre schätzt und sich nicht an Publikumsgeräuschkulissen stößt, kommt durchaus auf seine Rechnung.
(dp)
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  Tricky: Blowback (Anti/Epitaph)

Tricky konnte schon immer mit tollen Songs aufwarten. Störend fiel dabei manchmal ins Gewicht, dass er scheinbar pedantisch drauf bedacht war, besonders ausgefallen und ja nicht Mainstream zu sein. Wenn er seine Lieder durch denn Elektro-Fleischwolf gedreht hatte, blieb kaum etwas übrig.
Diesmal ist er lockerer gewesen. Dazu haben sicher der Gesang von Stephanie McKaye, Alanis Morrisette
und von Life-Sänger Ed Kowalczyk sowie die Raps von Hawkman beigetragen.
Einzig die Beiträge von Anthony Kiedis gesungene und John Frusciante (Red Hot Chilli Peppers) gehen etwas daneben.
Insgesamt ergibt das eine eindeutige Empfehlung: Wer schon seit Jahren auf ein unverkrampftes Tricky-Album ohne Schnörksel und "Ich bin der Abgefahrenste"-Attitüde wartet, sollte zugreifen. (vf)
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  Max B: Same (Wah Wah Records)

Stark afrogeprägten Ibero-Funk verspricht das Reissue des Debüt-Albums (1973) von Max B.
Dabei reicht die Soundpalette von fetten Funk-Bässen, treibenden Latin-Percussions bis hin zu leicht psychedelisch aufbereiteten Wah Wah Gitarren ("Poker"), die bisweilen leider auch in eine härtere rockige Gangart verfallen ("Black & Roll"). Obskure Covers wie die Latin Version von dem französischen Kinderlied "Frere Jacques" würzen den exotischen und fetthaltigen Afro-Eintopf. Im Zentrum steht die bereits von einschlägigen Samplern bekannte Nummer "Banaticoco", die mit Pt. 1 und 2 beide Seiten eröffnet. Die bunten Backvocals, die hart an der Grenze zur Ethnoabteilung angesiedelt sind, bleiben für mich noch etwas gewöhnungsbedürftig. Aber was soll's: Let`s hispafrofunk Senor B. (dp)
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  Beltran Moner: Formula 1 (Wah Wah Records)

Das runde Lenkradcover sticht einen gleich ins Auge und animiert zum Sprung in einen rotglänzenden Ferrariboliden Baujahr 1966. Wer jetzt ein temporeiches und abswingendes Easy-Feuerwerk erwartet, wird leider enttäuscht sein. Das Reissue von 73 ist eher auf filigraneren musikalischen Fundamenten aufgebaut. Dezente Grooves und elektronisches Soundgeplänkel füllen Stücke, die ursprünglich für die spanische RTVE Sportsendung "Formula 1" komponiert wurden. Fazit: Spanischer Library-Sound für Genrefreunde. (dp)
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  Shuggie Otis: Inspiration Information (World Psychdelic Classics Vol. 2) (Luaka Bop)

Otis´drittes meisterhaftes Album aus 1974 ist dank David Byrnes Label endlich auf CD erhältlich. Die trippige Mischung aus Soul und Pop war damals jedenfalls ihrer Zeit voraus. Entsprechend schlechte verkaufte es sich und Otis zog sich aus dem Musikgeschäftzurück.
Obwohl der Name Otis heute fast vergessen ist, sind vieler seiner großartigen, relaxten Lieder durch Coverversionen und Samples bekannt (So nutzten Absolute Beginner die Orgel aus "Aht uh mi hed" für ihr "Liebeslied").
Wie konnte dieser Name so in Vergessenheit geraten? Seit 1974 hat er kein einziges Lied mehr aufgenommen und Presseinformationen und das Booklet begründen das unisono mit "health problems".
Also: Eine einmalige Möglichkeit, dieses Album neu zu entdecken und dabei einige alte Bekannte wieder zu treffen. (vf)
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  Mary Gauthier: Drag Queens In Limousines (Munich Recs.)

Mit 38 Jahren zieht Mary Gauthier Bilanz. Lakonisch erzählt sie von Fehltritten, Katastrophen, echten und falschen Freunschaften, Verzweiflung und Hoffnung. Der traditionelle Country-Blues lädt bei unkonzentriertem Hinhören zu entspanntem Mitwippen ein.
Umso hinterhältiger schlagen dann die Zeilen zu, die sich den Weg ins Hirn bahnen. Es beginnt konventionell mit "I hated high school, I prayed it would end", setzt sich mit "I stole mama´s car on a sunday" fort und endet mit "he said it feels good, she gave him her veine" noch lange nicht.
Trotz des melanchlischen Untertons verfällt sie nie in Gleichgültigkeit oder Zynismus und die kleinen Geschichten sind ebenso berührend wie die von Marianne Faithfull oder Ani DiFranco.
Von so einer geballten Ladung Street Credibility können die meisten Gangsta Rapper nur träumen. (vf)
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  VA: Monda Bossa: Swinga Sambaby! (Premier)

Zu den besseren Veröffentlichungen des immer noch anhaltenden Bossa-Hypes zählt eindeutig diese Kompilation.
Die Mischung ist gelungen und variiert zwischen fetten orchesterlastigen Sounds, tropicalistisch infizierten Stücken und funkigeren Stoff aus den Sechziger und Siebziger Jahren.

Überraschend ist das im Durchschnitt ziemlich hohe Tempo, das für Bossa eher ungewöhnlich ist. Sind aber eben nicht nur Bossa Nummern.
In diesem Sinne sehr überzeugend das pralle Orchester-swingende "Watermelon Man" Cover der "Som Psicodelico" - wie geschaffen für den Easy Listening-Floor.

Für weitere Höhepunkte sorgen Os Brazoes (psychedelisch eingfärbte Grooves in bester "Os Mutantes"-Traddition), Trio Motoco (funkiger Tropicalsound ), Osmar Milito, Azymuth und O Quartetto.
Letztendlich gibt es kaum Füllnummern.
Eine ideale Platte für laue Sommernächte. (dp)
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  V.A. - Allnighter II (Goldmine)

Vielleicht waren meine Erwartungen angesichts des fulminanten Vorgängers etwas zu hoch geschraubt. Irgendwie kann ich mich mit dem zweiten Teil nicht so recht anfreunden.
Möglicherweise liegt es daran, daß absolut herausstechende Nummern wie Nolan Porters "If I could only be sure" fehlen, oder die Mischung Farbe und Fülle vermissen läßt.

Wie auch immer, ich glaube nicht, daß diese Kompilation einmal ins Elysium der ewigen Goldmine Klassiker eingehen wird. Aus dem eher trüben Gesamteindruck blitzen dann doch wieder ein paar Nummern auf, wie zum Beispiel Ronnie McNeir's modern-orientiertes "Good side of your love" , Ed Cooper's Groove-Schmachter "Just like the Hero" oder Gerri Grainger's himmlisch pathetisches "Castle in the sky".

Beide Allnighter sind jetzt auch auf Vinyl erschienen, mit den entscheidenden Nachteil, daß jeweils vier Nummern gegenüber der CD-Ausgabe fehlen.
Die dunklen Zeiten der CD-Bonustracks sollten doch wirklich schon überwunden sein. (dp)
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  Stereo MC`s: Deep Down And Dirty (Island/Mercury)

Neun Jahre sind seit ihrem letzten Album, dem fänomenalen "Connected" vergangen. Neun Jahre, in denen sie als DJs und Remixer tätig waren, in denen es immer wieder Gerüchte über ein neues Album gab, die sich aber immer als Ente herausstellten.
"Deep down and dirty" ist nun wirklich erschienen und schon beim ersten Track zeigt sich, dass sich wenig geändert hat. Vielseitige Samples, die einmal mehr auf Bass, das andere Mal mehr auf dem Piano aufgebaut sind. Darüber dieser charakteristische, schläfrige Sprech-Gesang, der an Meditation und Litanei erinnert. Die Grooves sind ebenfalls wieder unwiderstehlich.
Diese Qualitäten wehren den Vorwurf, das manches geklaut wirkt, locker ab. Gegen ein Spitzen-Sample lässt sich nichts sagen, wenn es gut verpackt und eingebaut ist. Mit anderen Worten: Bei "Traffic" werden sich manche an "Connected" erinnert fühlen. Der Wirkung am Dancefloor tut das aber sicher keinen Abbruch. (vf)
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  Bran Van 3000: Discosis (Grand Royal/Virgin)

Die erste Single "Astounded" mit dem großartigen alternativen, vorher noch nicht veröffentlichten Curtis Mayfield Sample von "Move On Up" begeistert ja schon seit einigen Wochen alle, die sehnsüchtig auf das zweite Bran Van 3000-Album gewartet haben.
Der Nachfolger zu Glee, dessen "Drinking In LA" 1998 monatelang allgegenwärtig war, ist wieder nach einer Workshop-Methode entstanden. DJ James Di Salvio ist Mastermind und Verbindungsmann, dem die Sängerinnen Jayne Hill und Sara Johnston als "innerer Kreis" zur Seite stehen. Gesungen haben unter anderm Big Daddy Kane, Dizzy D, Momus, Youssou N´Dour, begleitet von Unmengen von Samples und 22 MusikerInnen.
An allen Ecken und Enden groovt es, Soul, Funk, HipHop, Reggae, Disco und Latino-Rhythmen werden auf-, über- und ineinander gelegt und fügen sich zu einem Dance-Album der Spitzenklasse zusammen.
Die Faszination geht vor allem von der Melange aus Di Salvios Grooves und der persönlichen Note der SängerInnen aus, die sich nie in den Weg geraten, keine Revierkämpfe abhalten, sondern gemeinsam an einem Strang ziehen. Hervorragend! (vf)
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  Big Boss Man: Humanize (Blow up)

Swinging London is back, zumindest auf dem Debut-Album der englischen Band "Big Boss Man".
Satte Hammond-Grooves jagen strikt uptempo durch coole Sixties Klanglandschaften. Da wundert es nicht wirklich, daß die Band bei Blow up unter Vertrag steht.
Stilistisch jongliert das Trio mit R`n`B, Jazz, Funk und Latin (feine Percussions) Elementen und leicht psychedelisch angehauchten Soundeffekten.
Assoziationen zu Corduroys Geniestreich "Cry Havoc", sowie den frühen James Taylor Quartett ergeben sich zwangsläufig. Big Boss Man legen Ihren Sound allerdings noch eine Spur heftiger, flotter und verspielter an.
Restlos überzeugt mich vor allem die Nummer Money, in der sogar ein bisschen spätachtziger Rave-Flair durchklingt - einfach hypnotisierend. (dp)

Mehr Infos zur Band unter: http://www.big-boss-man.com/

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  Various Artists: Spirit of the Mecca (Goldmine)

Goldmine widmet diese Compilation dem Sound des Blackpool Mecca, eines der drei großen Soultempel der britischen Soul-Szene der Siebziger Jahre, und dessen ehemaligen Stamm-DJs: Colin Curtis und Ian Levine. Musikalisch liegt das Schwergewicht auf Seventies Soul, phillyverspielt, leicht discoinfiltriert, und einfach wunderbar relaxed. Warme Sounds, die Herz und Beine gleichermaßen ansprechen. Neben Klassikern wie Gil Scott-Heron dezent Jazz- funkende "the bottle" findet sich so manche Dancefloor-Perle. Besonders angetan haben es mir zwei Tracks: die zugegeben dick aufgetragenen, aber unwiderstehlich einfahrenden Grooves von "Love knocked you Down" von den "Nights", und das smooth swingende Orgel/Percussiongeplänkel von "Jimmy`s Place Pt. 1" von Jimmy Thompson. Aber es ist schwer, einzelne Tracks hervorzuheben, da bei jedem erneuten Hören sich wieder neue Favoriten herauskristallisieren. Und das ist letztendlich ein entscheidendes Kriterium für eine gute Compilation. 100% soulful Spirit. (dp)
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  Various Artists: Philadelphia Roots (Soul Jazz Records)

Nach dem Forschungsfeld New Orleans hat sich Soul Jazz Records in Philadelphia umgesehen. Namen wie O' Jays, Three Degrees und Harold Melvin and the Blue Notes stehen für den in den Siebziger Jahren explodierenden Phillysound, der maßgeblich an der Entwicklung von Disco beteiligt war. Die Zeit davor versucht diese Compilation einzufangen. Besonders hervorzuheben sind dabei die Instrumentalnummern, die beginnend mit Cliff Nobles Klassiker "The Horse" bis hin zu den funkigen "O wow" der Panic Buttons und den bereits discoinfizierten Orchestergroove von "Waitin' for the rain" von The Philly Sound durchwegs überzeugen. Auch sonst beweist das Label das bereits gewohnt sichere Gespür für die richtige Auswahl. Wer verspielte und breit angelegte Arrangements und üppigere Vocals liebt, liegt bei dieser Compilation richtig. (dp)
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  Various Artists: It's happening Vol. 3 (Cheers Records)

Was mich bei dieser deutschen Kompilation besonders nervt, ist die Zusammenstellung.
Anscheinend willkürlich wird da Northern Soul und Latin-Jazz mit Sixties Beat gemischt und als Draufgabe France Gall (noch dazu auf deutsch) als Bonus Track angestückelt. Von dem infantilen Intro will ich mal gar nicht reden.
Als DJ Programm sehe ich das ganze noch ein, aber auf Vinyl gepresst, finde ich das nicht wirklich notwendig.

Abgesehen von derlei Spitzfindigkeiten finden sich eine Reihe von guten Nummern.
Ganz besonders erfreulich: der Ray Charles Klassiker "I dont need no Doctor" in einer live Version der Village Caller (massiver uptempo Killer). Besonders überraschend auch die "light my fire" Version von Jackie Wilson. Die Arrangements sind 1:1 die gleichen wie bei Erma Franklin. Beide waren bei Brunswick unter Vertrag. Der direkte Vergleich lässt Wilson ziemlich alt aussehen. (dp)
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  Various Artists: Bollywood Funk (Outcaste Records)

Shaft meets Bond meets Django - und das alles in Indien. So ungefähr klingt diese Kompilation, ein Mischung, die seinesgleichen sucht.
Mich erinnert das Ganze ein bisschen an die Carl Barks Geschichte über "Bombastium", eine Kugel, die immer wieder nach etwas anderem schmeckt.
Mir ging's beim Anhören so: einmal funkige Grooves, dann wieder frühsechziger Surfgitarren, Italowestern-Trompeten, Latin-Percussions, Disco-Synthies, ja sogar "Boney M" Versatzstücke etc...
Verbunden mit pathetischen Gesang und traditionell indischen Musikelementen ensteht ein kunterbuntes Mischmasch, das durch Abweschslungsreichtum, Kreativität und Witz begeistert.
Jedes Mal hört man wieder etwas neues heraus.
Fazit: Grooves mit Currypower und viel Humor - ein unbeschreibliches Erlebnis. (dp)
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  Too Strong: Royal TS (Virgin)

Too Strong machen einen starken Abgang. Nach elf aktiven Jahren verabschieden sich die Hopper aus Dortmund einem meisterhaften Album. Ich weiß nicht, ob sie sich auflösen, weil es auf Dauer frustrierend ist, ein gutes Album nach dem anderen abzuliefern und ständig das Nachsehen zu haben. Jedenfalls beweisen sie auf dieses Album nochmals ihre Rap-Skills und das Gefühl für Beats und Samples. (vf)
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  Wortwechsel 2 ( Area Code 221/Ixthuluh)

Der zweite Teil dieser Compilation-Serie bringt vor allem deutsch HipHop-Tracks, die im letzten Jahr veröffentlicht wurden.
CD 1 enthält die Originale, wobei neben den bekannteren wie Torch, Curse oder Creutzfeld und Jakob einige Newcomer wie Flowinimmo (wunderschöner Reggae-Sample) heraus ragen.
Die zweite CD besteht hauptsächlich aus Remixes von Plattenpapzt (der diesen Sampler auch zusammen gestellt hat). Die fallen leider sehr ab (wie im Fall von Flowinimmo) oder es fällt kaum auf, dass es sich um einen Remix handelt (wie bei Torch).

Was bleibt? Eine mit drei sexistisch-machoiden Ausnahmen gute erste CD und eine eher schwache zweite. Als Zusammenstellung und zum Kennenlernen weniger bekannter Rapper (warum fehlen Rapperinnen völlig?) brauchbar. Weniger (also nur die erste CD) wäre aber mehr gewesen. (vf)
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  New Orleans Funk - News Orleans: the original Sound of Funk 1960-75 (Soul Jazz Records)

New Orleans, von der Plattenindustrie eher stiefmütterlich behandelt, stand immer schon im Schatten der Musikfließbänder von Chicago (Chess), Detroit (Motown), Memphis (Stax) etc...
So gesehen ein guter Grund, die Geburtsstätte des Jazz mit einer exklusiven Funk-Compilation zu würdigen. Die Mischung ist ausgewogen, fett und üppig, was bei den Ingredienzien (Voodoo, Jazz, Funk, Soul, Mardi Grass,...), die New Orleans bietet, nicht weiter verwundert. Das Spektrum reicht von bekannteren Musikern, wie Professor Longhair , Meters, Eddie Boo, Robert Parker, Lee Dorsay, bis hin zu großartigen Eintagsfliegen wie Danny Whites "Natural Soul Brothers".

Besonders angetan hat es mir Dr. Johns smooth groovendes "Mama Roux", das vom Gesang her ein wenig an Sly´s "Family Affair" erinnert, und sich durch feine Backvocals und Percussion unlöschbar in den Ohrgängen festsetzt.
Unbedingt hervorzuheben ist das mit viel Akribie und Liebe verfasste Booklet, das neben Künstlerbios auch eine Kultur-, Sozial- und Musikgeschichte der Black Community in New Orleans enthält, sowie die Sleeves, die in bester Northern Soul Tradition mit einem Haufen 7" Labels dekoriert sind. (dp)
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  Various Artists: Tribal Futures - The Way Ahead (Echo Beach)

'The most important thing is to beat the drum and sing...' [Nuk Nui, Sheshatshiu elder, Innu, Canada 1994]

Man nehme Original-Sounds verschiedener Stämme aus Afrika, Asien, Australien und Südamerika und unterlege sie mit ansprechenden Beats - und wieder ist eine neue CD geschaffen!
Klingt ganz einfach, ist es aber nicht!

Tribal Futures - The Way Ahead ist eine der "unpeinlichsten" Ethnoprojekte der letzten Jahre; die Stammesmusik wird auf höchst sensible und phantasievolle Weise in ein musikalisches Gefüge aus Drums und Percussion gebracht. Der Originalsound wird zwar durch westliche Beats unterstützt, verliert dabei aber erfreulicherweise nicht seine Authenzität.

Was schon viele vor ihnen (mehr oder minder erfolglos) versucht haben, ist den mitwirkenden Künstlern meisterlich gelungen: eine perfekte musikalische Brücke zwischen tribal beats und Ambient, Dub and Trance music.
Die perfekte chill-out Musik für verregnete Sonntagnachmittage! (ak)
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